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„Alles was Gott schuf, hatte einen entscheidenden Fehler: Es war nicht mehr Gott und damit nicht mehr zu 100% gut. Gott hat also mit der Schaffung der Welt etwas Böses getan!“, führte mein Professor in seine Gedanken ein.

Wenn selbst das absolut Gute nichts Gutes hervorbringt, wie können wir imperfekten Schatten (Platon grüßt) darauf hoffen, etwas zu schaffen, das uns und andere glücklich macht und Sinn erschließt?

Wohin soll das führen?

Politikwissenschaft und Ödipus waren die Eckpfeiler, zwischen welchen die ver(-)rückten Themen des Dozenten, „Spaß“ im Semester garantierten. Anderentags behandelte die Truppe klassische Tragödien oder sexuelle Phantasien mit der eigenen Mutter.

Provokant, ja. Die Teilnehmer*innen-Anzahl erzählt die Geschichte von Grenzüberschreitungen. Voyeurismus gar? Sind diese Gedanken einfach nur vergeistigte Autoerotik im Elfenbeinturm oder lehren sie uns etwas fürs sprichwörtliche Leben?

Bewusstsein: Nietzsches Seil als Spagat

„Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch – ein Seil über einem Abgrunde. Ein gefährliches Hinüber, ein gefährliches Auf-dem-Wege, ein gefährliches Zurückblicken, ein gefährliches Schaudern und Stehenbleiben.“ – Bäm, Oida.

Nietzsches Zarathustra beschreibt nicht einen Zustand, sondern das Vor-sich-gehen des Mensch- seins. Etwas, mit der wir uns – vorrangig an den großen Weggabelungen unseres Lebens – beschäftigen. Ausbruch aus der Umnachtung des Tieres, hin zur Person, die wir sein wollen. Auf dem Weg: Unsicherheit, Hindernisse und Verzweiflung.

Faust-Regeln und kreative Autonomie

Hier kommen wir bei „uns“ an. Geschichten, die unser aller Hadern behandeln, schmeicheln und beruhigen. Von „You’ll never walk alone“, bis Doktor Faust, der knapp vorm Bilanz-Suizid steht und resigniert feststellt: „Da steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“

Generalisierbare Antworten auf individuelle Probleme sind der neue Stein der Weisen. Seien es Philosophien, Ideologien oder auch die letzten inspirierenden Memes oder Top10-Listen. Nie war uns so viel möglich (vorgestellt worden), nie waren wir paralysierter vor Freiheit. „Was tun?“ ist also unsere Frage, die wir zu beantworten suchen, indem wir „tun“ und dann Nachschau halten, wie gut das war. Trial and Error als modus vivendi.

Der (perfekte) Zirkel-Schluss

Gesellschaftlich darauf ausgelegt und befeuert vom sinnschwangeren Sperrfeuer unserer Timelines gehen wir auf die Jagd, nach unserem persönlichen Guten. Ob wir die Fundorte nun im bedächtigen Knien vor Kruzifixen, dem kreativen Besprühen von Betonbauteilen oder dem Erwartungssicheren bespaßen von Geschäftskunden vermuten.

Am Ende des Tages kann nur eine Antwort stehen: „Nix genaues weiß Mensch nicht“. Niemand hat seit den Beginnen der Philosophie den allgemeingültigen Schlüssel zum Glück ausgemacht, sondern bestenfalls Näherungen vom stoischen Dasein, bis zum zügellosen Hedonismus geliefert. Dass wir uns mit vollen Wänsten Gedanken zur Askese machen, kommt dabei häufiger als nicht vor.

Denkfaulheit, Demut und Daring

Allein vor sich hin zu existieren wird uns täglich leichter gemacht. RTL II erzählt Geschichten, die unseren Drang zum Vergleich zum einfachen Matchball machen und wenn wir unser täglich Ermolochtes gleich weiter überweisen, kann ein Käfig auch sehr angenehme Formen annehmen.

Zu wissen, „dass wir nichts wissen können“, muss uns nicht das Herz verbrennen. „Half the Fun is learning“, wie Dub FX so richtig und schön trällerte. Nur müssen wir uns diese Wahrheit wohl sehr eingehend vorsingen, wenn unsicheres Sein und dessen unergründliche Warum-Ketten, uns einmal mehr zu frustrieren drohen.

Damit: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Und danach schau‘ ma, ob’s es wert war! =)

 

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