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Kennern der regionalen Hip-Hop Szene ist Fate schon lange ein Begriff. Der mittlerweile in Berlin lebende Grazer Rapper bearbeitet auf seinem aktuellen Album Milch für die Fliegen melancholisch-kritisch den hedonistischen Zeitgeist. Dabei betritt er lyrisch eine feine Ebene, die ihm ermöglicht, Erzählungen fließend in hinterfragende Betrachtungen übergehen zu lassen. Es bleibt der äußere Bezug stets gegeben und der gesamtgesellschaftliche Bogen gespannt. Kritische Philosophie auf Acid sozusagen. Bereits in der Vergangenheit konnte Fate durch seinen lyrisch ausgereiften Stil sowie inhaltlich stark verstrickte Parts für Aufmerksamkeit sorgen. 2015 kam seine EP Der Teufel singt Schlager über das Label Honigdachs. Es folgten zahlreiche Live-Auftritte unter anderem in Graz, Wien, Berlin und München, Musikvideos sowie Teilnahmen an Freestyle- und Acapella-Rapbattles. Er ist Gewinner des Freestyle-Contests des österreichischen Musikmagazins The Message 2017, Zweitplatzierter des Jahres 2018 und ein Name im etablierten deutschen Battlerap-Format Don’t Let The Label Label You. Ich habe mich mit Fate zu einem Videocall getroffen, um für euch alles über sein Album sowie ein bisschen was über ihn selbst heraus zu finden.

© Lena Lotus

Hi, wie geht’s dir? Ein Albumrelease mitten in Corona bringt sicher gewisse Herausforderungen mit sich. Gab es irgendwelche terminlichen Verzögerungen oder konntet ihr alles wie geplant umsetzen?

Hey, alles gut, danke für die Einladung. Es hat tatsächlich terminliche Verzögerungen gegeben, eigentlich hatte ich das Album bereits vor zwei Jahren im Sommer aufgenommen. Dann hat es noch ein Jahr gedauert, in dem ich auch in London war, bis Wolfi es gemixt und gemastert hatte. Letzten Sommer sind wir dann nochmal gemeinsam dran gesessen und haben die Detailarbeit gemacht und Kleinigkeiten ausgetauscht.

Das heißt, eigentlich war es letzten Sommer schon grob fertig und dann kam Corona … (lacht). Oder besser gesagt, dann hat sich gezeigt, dass Corona noch länger dauern wird. Wir hatten kurz überlegt, ob wir es noch verschieben. Aber ich hatte das Gefühl, nachdem das fertige Ding für uns schon zu hören war, dass es jetzt raus muss.

Was natürlich auch ein bisschen schade ist, da es erst mal keine Release-Party geben konnte. Wir hätten vorgehabt – falls es im Sommer wieder geht – es nachzuholen. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass es ein Album ist, das man auch gut für sich selbst hören kann. Keine Ahnung, vielleicht versüßt es ja dem ein oder anderen den Lockdown. Es wäre ja auch schade, wenn man jetzt alle Releases bis nach Corona aufspart.

Ich muss sagen, man hört überhaupt nicht, dass es lange gelegen ist, kommt total frisch rüber.

Danke, das freut mich! Da es sowieso ein längerer Entstehungsprozess war, hatte ich das Gefühl, dass es bei dem Album auch nicht tragisch ist, dass es erst jetzt releast wird. Es hängt nicht unbedingt an einem konkreten Trend, deshalb dachte ich mir: Wenn es fertig ist, dann ist es fertig. Ich habe mir dahingehend keinen Stress gemacht. Das ist ja auch ein bisschen das Privileg beim ersten Album, man kann sich so viel Zeit nehmen, wie man möchte.

Bleiben wir weiter bei der Entstehung des Albums. Das letzte Jahr war sicher für uns alle eine Ausnahmesituation, wie war es für dich unter den Bedingungen an deiner Kunst und dem Album zu arbeiten?

Es war schon ein bisschen schwieriger alles. Alleine wegen der Planung, weil man ja gerade nicht abschätzen kann, wann Konzerte wieder möglich sein werden und wie man es am besten timed. Man braucht ja auch eine gewisse Vorlaufzeit für Videoreleases, die Vinyl usw. Das heißt, es war immer komisch abzuschätzen, wie es in drei Monaten ausschauen wird. Dadurch war es vielleicht schon auch schwieriger Aufmerksamkeit dafür herzustellen. Man trifft sich gerade ja auch nicht so mit Leuten und redet darüber.

Gab/gibt es bereits geplante Liveauftritte rund um das Album? Eine Tour vielleicht?

Der Plan ist, falls es im Sommer tatsächlich möglich ist, eine nachgeholte Release-Party zu veranstalten. Es wäre auf jeden Fall noch cool, ein bisschen Live spielen zu können.

Dein Albumtitel Milch für die Fliegen ist an eine alte, perfide Methode, um Fliegen zu töten angelehnt. Wie kam es zu dem Titel, kannst du uns ein bisschen was zur Namensfindung erzählen?

Ich bin irgendwann auf dieses Hausmittel gestoßen. Angeblich ist es so, dass wenn man Fliegenpilz mit Milch mischt, ein bisschen stehen lässt und dann aufs Fensterbrett stellt, es die Fliegen anziehend finden, es für sie aber auch giftig ist. Irgendwann schwimmen sie dann alle da drinnen. Ich glaube deshalb heißt es tatsächlich auch ‚Fliegenpilz’.

Das habe ich irgendwann entdeckt und mir eine kleine Handy-Notiz gemacht. Danach habe ich es ziemlich lange nicht mehr angesehen. Später bin ich wieder über diese Notiz gestolpert und es hatte für mich etwas Anziehendes und ich dachte, dass es gut fürs Album passen könnte. Also zu dieser ganzen Rauschthematik. Ich mochte auch dieses supersimple Bild – die Holzschale, die Fliegen, die Milch, der Pilz. Dass darin aber gleichzeitig auch schon einiges an Symbolik steckt. Auch in den einzelnen Elementen für sich.

Zum Beispiel: Fliegen standen im Mittelalter als Symbol für Wahnsinn. Aber man verbindet es auch mit Tod und Verwesungsgeruch. Milch wiederum hat irgendwie etwas Mütterliches, man assoziiert es mit Geburt und vielleicht mit Reinheit. Auf der anderen Seite wird die Metapher dann aber auch genau umgekehrt, weil für die Fliegen die Milch am Ende genau das ist, was tödlich ist.

Irgendwie hat mir das gefallen, diese Struktur und Verschränkung von Symboliken, die sich auch alle ein bisschen überlagern. Und dass es auf der anderen Seite auch als Metapher für Rausch als Dekadenzphänomen funktioniert. Quasi als Generationenporträt, dieses Kreisen um die weiße Fläche. Auf dem Eingangstrack des Albums gibt es die Line:

 

Was soll man auch machen kurz vor dem großen Knall, als es knallen zu lassen

 

Alle schwirren ein bisschen herum, was ja auch eine Krisenerscheinung ist: Dass es keine großen Ziele gibt, oder keine großen Ideale, für die man kämpft. Dann lässt man sich eben einfach gehen.

Ich fand das Artwork und die Metapher sehr stark. Von wem stammt das Album Cover?

Die Idee dafür kam tatsächlich von mir, die grobe Vorstellung, dass es ein bisschen wie ein Stillleben ausschauen soll. Also diese Obstkörbe, die man kennt, wo die Früchte schon am Verfaulen sind. Dann habe ich Bexus Potatus gefragt, ob sie Interesse hätte.

Albumcover Milch für die Fliegen © Bexus Potatus

Ich hab ihr von der Idee erzählt und es hat ihr gleich auf Anhieb getaugt, auch einfach mal fotografisch mit Fliegen herumzuprobieren. Sie hat dann für das Cover super viele Fotos gemacht, auch weil sie es selber interessant fand, und hat auf jeden Fall dafür sehr viele Fliegen in Milch gelegt. (Lacht)

Bex ist jedenfalls super cool, sie ist noch jung, ich glaub 20, hat aber schon sehr feine Covers gemacht, unter anderem für die Kurzarbeit EP von Kreiml & Samurai x Katharsis, aber auch Sachen für High Focus [Anmerk. d. R. High Focus Records ist ein unabhängiges britisches Hip-Hop-Plattenlabel], sie ist gut am Start, man sollte sie echt im Auge behalten.

Der Name kam mir jetzt immer wieder unter im Umfeld von Honigdachs!

Ja, und auch abseits davon ist sie echt eine coole Künstlerin. Sie hat jetzt auch bald ihre erste eigene Ausstellung in Köln.

Du hast eine vielseitige Beatauswahl getroffen, auf dem Album vereinst du unterschiedlichste und rappende Producer, bei einer Nummer – Graue Zellen –  hast du auch selber Hand angelegt. Ich zähle hier mal für die Credits auf: Fensterlos Crew, Wolfi F., Fate & MxBeatz, Smonstah, Wolfi X., HME/Baronstern, Def Ill und Digga Mindz. Wie kam die große Auswahl zustande und wer war für das gesamte Abmischen des Albums verantwortlich?

Wolfi F. hat eigentlich das gesamte Album mitbegleitet, vom Aufnehmen bis zum Mastern. Was mich persönlich sehr gefreut hat, weil wir dadurch nochmals sehr intensiv daran gesessen sind und dabei viele verschiedene Master-Versionen durchgehört haben. Er ist hauptsächlich dafür verantwortlich, dass das Album so rund klingt, Wolfi ist echt so ein talentierter Dude in dem Bereich. Bei den Beats haben eben recht viele Leute mitproduziert. Ich hatte beim Entstehungsprozess viele Tracks, die in Frage gekommen wären, aber auch wieder rausgeflogen sind. So hat es sich mit der Zeit immer weiter geformt. Bis am Schluss dann das Gefühl da war, ok, jetzt ist es auch rund und die Beats, die da drauf sind, passen alle. Ich mag es aber gerade, dass man verschiedene Handschriften drauf hat. Dadurch wird es vielleicht nicht so redundant, indem jeder dem Ganzen nochmal seinen Stempel aufdrückt.

Dafür, dass es so viele unterschiedliche Producer waren, klingt es für mich auch sehr rund.

Wir haben uns von den Leuten die Spuren schicken lassen und damit nochmal viel gearbeitet. Da hat Wolfi noch mal drauf geschaut, dass es eine stimmige Handschrift hat.

Wie war es für dich, über eine eigene Produktion zu rappen? Ist Beats produzieren auch eine Leidenschaft, der du vermehrt nachgehst?

Irgendwie war es schon cool, über eine eigene Produktion zu rappen. Ich hab vor zwei Jahren im Sommer ein bisschen mehr Beats gemacht, weil da gerade dafür mehr Zeit da war. Und ich habe es nebenbei immer wieder ein bisschen gemacht, aber auch nie so richtig konsequent.

Der Beat von Graue Zellen hat für mich dann einfach den Vibe gut eingefangen. Gerade auch weil der Track super persönlich ist, hat es mir gefallen, dass es eine Eigenproduktion ist. Aber auch da hat Wolfi F. dann im Mix noch einiges rausgeholt und MxBeatz hat auch einige Details beigesteuert.

Generell muss ich aber zugeben, bin ich schon lange nicht mehr zum Beats-Machen gekommen. Immer wieder passiert da mal was, aber ich glaube, das können prinzipiell andere Leute besser. Ich finde es immer schön, wenn es sich ergibt und man generell etwas mehr Einblick hat, die Dinge selbst etwas mehr mitzugestalten. Aber ich konzentriere mich hauptsächlich aufs Rappen.

Also bist du nicht wie viele deiner Kollegen, die du am Album drauf hast, so rappender Producer?

Nein, das wäre glaub ich vermessen zu sagen.

Als Single-Auswahl habt ihr vorab Otis und Amnesia veröffentlicht. Wieso fiel die Wahl gerade auf diese zwei Nummern?

Otis tatsächlich, weil ich schon länger die Idee für das Video hatte. Also irgendwas mit Schattenspielen zu machen. Auch weil ich das Gefühl hatte, es passt gut als Corona-Hymne, mit der Zeile:

 

 Wunderschöne Wirklichkeit ich will dich wieder haben

 

Und natürlich, weil ich den Beat von Wolfi sehr gerne mag, mit diesem jazzigen Vibe.

Bei Amnesia hatte ich wiederum das Gefühl, dass er gut für das Album steht. Da er sehr gut diese ganze Zeit einfängt, also dieses ganze Rauschthema. Ich mag den Track gerne, weil er untypisch ist für eine Single. Er hat keine Hook, sondern geht über 24 Zeilen, dicht gerappt und durchgehend. Ich mochte, was er einfängt, auch dieses Rauschkinder-Motiv, das Destruktive, was darin steckt, aber auch die Romantik darin. Menschen, die so etwas erlebt haben oder in so einem Umfeld abgehängt sind, können das vielleicht nachvollziehen. Diese Naivität, aber auch das extrem Hoffnungsvolle, dass alles in einem Moment stattfindet und der Moment alles ist. Man hat dann dieses super intensive Gefühl, dass die Leute, mit denen man gerade zusammen ist, Freunde fürs Leben sind…

…mich hat er sehr lebhaft an einige schöne Jugendmomente erinnert. (Wir beide lachen)

Das war auch ein bisschen die Idee hinter dem Video von Munson. Die ich auch sehr schön fand. Alte Handyvideos nehmen und diese dann mit aktuellen Sachen zusammenschneiden.

Der Track steht selbst an dieser Schwelle, also beschreibt eine Phase, die etwas Schönes hat, irgendwann merkt man aber auch, was daran auf Dauer nicht funktioniert. Was auch das Verquere daran ist, und was man im Jugendalter vielleicht idealisiert. Diesen Leichtsinn eben. Deshalb mag ich den Track ganz gern, weil er die Spannung gut einfängt und versucht das Schöne daran festzuhalten.

Du hast es gerade erwähnt, vertiefen wir das: Wer war bei diesen Nummern für die gelungenen Videoproduktionen verantwortlich?

Die Videos sind beide von Munson. Bei Otis, hat noch eine Freundin von mir, die auch die Pressefotos gemacht hat, Lena Lotus, die Schattenszenen eingefangen. Sie ist eine richtig coole Fotografin, die allgemein viel mit Licht und Schatten spielt. Das hat irgendwie gut gepasst, weil die Szenen auch ein bisschen was Fotografisches haben. Munson hat dann die restlichen Szenen und das gesamte Video zu einem runden Ganzen gemacht.

Ja, Munson hört man auch immer wieder…

Es ist ein Wahnsinn, wie kreativ er ist, die ganze Zeit sieht man Videos von ihm und immer mit einer neuen Idee. Man hat das Gefühl, er wiederholt sich nicht. Das ist echt cool. Es war super, mit ihm zu arbeiten, da er sich auch immer auf neue Ideen einlässt. Auch das Agathe [Anmerk. d. R.  MDK – Agathe feat. Fate] Video haben wir schon mit ihm gemacht. Er ist offen für Ideen, die man hat, macht aber noch mal was ganz Eigenes daraus, und das ganze wird damit erst richtig rund.

Du hast einen sehr interessanten lyrischen Stil. Was sind deine kreativen Inspirationsquellen beim Schreiben? Kannst du uns da was Bestimmtes nennen?

Das ist echt schwer zu sagen. Ich glaube, wenn man ein Album oder einen Artist häufig hört, dann nimmt man automatisch was davon mit.

Nicht direkt im Sinne von: Ah, man mag Lakmann – und plötzlich hat man den Flow von Lakmann, und die Reime von Dendemann. Oder was weiß ich … (lacht) Nicht so… Aber ich glaube auf eine andere Art. Irgendetwas daran fesselt einen ja, deswegen bleibt man daran hängen. Wenn einen etwas länger begleitet, dann stößt es einen auch an, über etwas nachzudenken. Sei es jetzt über die Sprache oder den Flow oder was auch immer.

Deswegen kann man es auch echt schwer so sagen. Aber ich glaube, es ist schon eine Mischung aus viel Hip-Hop, weil ich immer schon viel Hip-Hop gehört habe. Aphroe zum Beispiel, ist jemand der mir textlich immer sehr getaugt hat. Prezident , oder neuere Sachen wie Lord Folter finde ich superschön. Lord Folter verwendet zum Beispiel oft nur zweisilbige Reime, aber durch die Art, wie die dann gesetzt sind, bekommt es eine coole Dynamik. Man merkt dann, ah, es geht nicht drum, je länger, desto besser. Sondern es ist eben wirklich ein Stilmittel.

Ein bisschen kommt’s natürlich auch über das Literaturwissenschafts- und Philosophie-Studium. Eine Zeit lang habe ich auch selbst Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben und wollte eigentlich mehr in die Richtung gehen. Dann habe ich aber gemerkt, dass es mir eigentlich mehr gefällt, das mit Rap zusammenzubringen und dort einfließen zu lassen.

Es gibt in allen Genres coole Arten zu texten und manchmal ist das Schöne grade, wie sich in verschiedene Genres verschiedene ‚Gepflogenheiten’ beim Texten niederschlagen. Jemanden, den ich auch extrem gerne mag, ist zum Beispiel Franz Josef Degenhardt, ein Liedermacher, der nur mit Gitarre und Gesang arbeitet. Aber auch eine sehr spezielle Sprache verwendet und eigene Strukturen und Reime einsetzt.

Am Ende ist es dann wahrscheinlich ein großer Mischmasch aus allem, wovon man mal geflasht war und den Gedanken, die man sich so dazu gemacht hat. Es gibt da so viel und am Ende kann man es wahrscheinlich gar nicht mehr richtig auseinander fitzeln.

© Lena Lotus

Kommen wir zu deinen Featuregästen. Davon hast du auf Milch für die Fliegen einige Hochkaräter versammelt. Ich zähle hier mal auf: Siebzig Prozent, MDK, Strange, Raptoar, Frisco Imai und natürlich den großartigen Def Ill. Hast du für uns vielleicht eine Anekdote zu der Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Künstlern und wie es dazu kam?

Also Def Ill habe ich vor ca 4-5 Jahren kennengelernt und es war ein bisschen Liebe auf den ersten Blick. (lacht) Ich hatte das Gefühl, dass wir direkt eine Ebene haben, auch dadurch, was wir beide an Rap mögen. Ich meine, er war für mich immer etwas sehr Vorbildhaftes. Aber er ist auch der liebste Typ, deswegen ist es einfach, mit ihm so eine entspannte Ebene zu haben. Aber ich hab natürlich auch super viel von ihm gelernt. Ich glaube bei dem Track [Amerk. d. R.: Inkunabeln feat. Def Ill & Raptoar] hatte ich früh das Gefühl, also sobald der Beat da war, dass ich gerne die beiden drauf hätte. Einfach, weil das zwei MCs sind, die ich immer gefeiert habe und es immer ein bisschen der Traum war, die Beiden mal gemeinsam auf einem Track zu featuren. Deswegen hat es mich extrem gefreut, dass das hingehaut hat. Def Ill hat dann auch ziemlich schnell einen Bombenpart abgeliefert. Bei Raptoar war das auch cool, da war ich dann einfach mal ein Wochenende in Salzburg und wir haben Session gemacht. Es ist immer beeindruckend, Leute die man selber oft gehört hat, persönlich kennenzulernen und gemeinsam an Sachen zu feilen.

Bei Frisco Imai gibt es auch eine schöne Story. Er selber spielt Gitarre und singt. Wir haben früher einmal eine spontane EP in 24 Stunden gemacht, die aber nie erschienen ist … (lacht) Der Track fürs Album ist dann zuerst auf einen Beat entstanden, den es schon gab. Frisco ist dann irgendwann mal in Berlin zu Besuch gewesen und wir haben uns spontan getroffen. Dann waren wir lange spazieren und haben die ganze Nacht durchgeredet, wir hatten uns davor zwei Jahre nicht gesehen. Es war ein richtig spontanes Wiedersehen, aber sehr intensiv. Dann hat er mir ein paar Sachen gezeigt. Ich habe ihm den Part vorgerappt und er meinte, ob ich es noch mal ohne Beat machen kann, weil es gut wäre, wenn man mehr Zeit hätte, um dem Text zu folgen. Ich habe es dann einfach probiert und fand es selber ganz cool. Irgendwie ist mir das dann noch mal eingefallen, als wir den Track aufnehmen wollten und es ans Album-Recorden ging. Ich habe ihn dann wirklich als Acapella aufgenommen, aber dachte mir: Irgendwie fehlt noch was. Dann hat sich der Kreis wieder geschlossen, weil Frisco spontan vorbei gekommen ist und noch was mit der Gitarre eingespielt hat. Das hat dann für den Track genau den Vibe gecatched.

Wenn ich dich zwingen würde, mir einen Lieblingstrack von der Platte zu nennen, könntest du dich für einen entscheiden?

Puh schwierig … vielleicht Graue Zellen, weil er für mich persönlich eine arge Aufladung hat.

Du schwirrst ja schon seit Längerem im Honigdachs Umfeld umher, bereits deine letzte EP Der Teufel singt Schlager kam über das Label. Mit dem Album scheint ihr jetzt die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen. Wie bist zu Honigdachs gekommen? Wie läuft die Zusammenarbeit so bei einem österreichischen Hip-Hop Label?

Genau, wie du sagst, die erste EP vor 5 Jahren ist schon bei Honigdachs erschienen. Kennengelernt haben wir sie, weil Kreiml & Samurai beim ersten Album Siebzig Prozent angeschrieben haben, ob sie in Wien den Voract machen wollen. Zu der Zeit sind wir zusammen mit Siebzig Prozent oft zu viert aufgetreten, noch mit HME als DJ und Rapper, und mir. Deswegen war ich dann auch dort dabei.

Wolfi und Ich sind dann danach noch eine Woche beim Kreiml auf der Couch versackt. (lacht) Das schweißt schon ein bisschen zusammen. Ich hatte immer das Gefühl, dass das gut passt. Es war für mich dann auch nicht wirklich eine Frage, es hat mit der EP gut hingehaut. Ich feier die ja auch alle selber und was sie machen. Deswegen fühl ich mich da einfach sehr wohl. Oder eher: Ich fühl mich sehr geehrt ein Teil davon sein zu dürfen.

Was die Arbeit angeht: Es sind alle mit ziemlich viel Herzblut dabei. Es ist wahrscheinlich alles anders organisiert als bei einem großen Label. (Lacht) Aber es ist arg, also mir ist das jetzt beim Album noch mal richtig klar geworden, wie viele Leute da eigentlich mit drinhängen. Also wie viele dazu beitragen, dass alles funktioniert, was man oft nicht mitbekommt, so hinter den Kulissen, auch an Roli und Dent nochmal großes Shoutout an der Stelle.

Apropos Österreich, du bist ja von Graz nach Berlin übersiedelt. Wie lange bist du jetzt schon in Berlin? Wie ist es dort so für dich? Bist du in Deutschland auch musikalisch aktiv?

Ich war davor schon ein bisschen länger in Deutschland unterwegs. Nach Berlin gezogen bin ich vor ca. drei Jahren. Ich war aber zwischendurch auch mal in England. Ja, das waren verschiedene Sachen, aber Berlin ist jetzt auf jeden Fall mal die Station, die Basis so zu sagen, und ich fühl mich hier super wohl.

Mir wars aber irgendwie immer wichtig, die Graz-Wien-Connection aufrecht zu erhalten, weil ich einfach extrem gerne mag, was dort passiert. Andererseits habe ich in Berlin schon auch Leute kennengelernt und Sachen gemacht. Mit einem Freund, Knockout Knob, der Live Instrumentals macht hab ich ein paar Liveshows gespielt. Wo er dann live die Beats gebaut und ich gefreestyled habe. Robscure, den man von DLTLLY kennt, ist inzwischen echt ein Freund geworden und wir arbeiten auch gemeinsam an Tracks, die vielleicht mal eine EP werden. Also es passieren auch da immer wieder Sachen. Mit Rice Master Yen gabs auch schon eine EP. Ja, also auf jeden Fall habe ich hier auch coole Leute und liebe Menschen kennengelernt. Es war schon eine Bereicherung und ist auch einfach spannend zu sehen, was Leute hier dann so feiern. Also es gibt auch andere Geschmäcker, und man bekommt einfach noch mal eine etwas breitere Perspektive, was vielleicht Leuten in anderen Gegenden mehr taugt.

Zum Abschluss die obligatorische Frage nach der Zukunft. Wie schaut es aus mit weiteren musikalischen Plänen?

Es sind eh schon wieder ein paar Sachen in der Mache. Eins wird eher in eine New Schoolige Richtung gehen. Es ist einfach cool, wieder ein anderes Tempo zu haben oder andere Arten von Beats und dadurch zum Beispiel auch wieder andere Flow-Möglichkeiten. Also das ist auf jeden Fall was, was gerade passiert. Das ist auch mit einem Produzenten-Duo aus Graz, mehr möcht ich dazu aber noch nicht verraten. Und mit MDK aus Graz ist auch eine EP am Entstehen.  Und ich schreibe natürlich für mich selber auch immer weiter an Tracks, die man irgendwann dann wieder zu einem Album verwenden kann. Aber das dauert wahrscheinlich noch ein bisschen.

Danke Fate, dass du dir für unsere Fragen Zeit genommen hast, ich wünsche dir für dein weiteres Schaffen alles Gute. Alle Links werden wie immer unten angehängt.

Weiterführende Links

Fate

Milch für die Fliegen

Honigdachs