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TV Smith – Land Of The Overdose | Jangle Pop / Pop Rock / Singer_Songwriter | JKP 2018

TV Smith, bürgerlich Tim Smith, ist nun schon länger im Geschäft, ziemlich lange sogar. Mit Album Nummer 13 liefert der mittlerweile 62-jährige Jangle Pop – Punk nun ein melodisch-schmeichelndes Spätwerk, welches trotz kleiner Mängel durchaus überzeugen kann.

 

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,,Land Of The Overdose‘‘ lautet der Albumtitel, was unweigerlich Polit- oder Sozialkritik erwarten lässt. Ein Blick in die Textpassagen bestätigt die Vermutung unverzüglich. Politische Missstände, Überwachungsstaat, Diktaturen und Totalitarismus, also alles, was im Jahr 2018 politisch brisant ist. Mit geschickten Narrativen kann Smith hier seinen Sorgen eine Stimme verleihen. Doch manchmal stellt die musikalische Untermalung hier der Aussage ein Bein.

https://www.youtube.com/watch?v=S7a0DhU0-kMhttp://

Zunächst fällt auf, Melodie steht bei den 12 Songs klar im Vordergrund, was nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen für ein Jangle Pop Album ist. Was allerdings etwas irritiert ist die Tatsache, dass die durchaus eingängigen Melodien teilweise doch etwas zu glattgebügelt daherkommen. Schade um Smiths Stimme, die durchaus einen härteren Kontrast vertragen könnte. Gerade deshalb stechen Titel wie ,,Land Of The Overdose‘‘, ,,Green Zone‘‘ und ,,No Hope Street‘‘ aus dem Melodie-Fest heraus, und bieten eine willkommene Abwechslung, nicht zuletzt weil sie den schwierigen Texten einen adäquaten musikalischen Kontext zukommen lassen. Die textlichen Passagen zeichnen Hoffnungslosigkeit, Ausgeliefertheit, Machtlosigkeit, speziell in den sehr politischen ersten zwei Dritteln der Platte, der Teil, der lyrisch durchaus überzeugen kann. Die angesprochenen Thematiken mögen kein Novum sein, allerdings werden sie geschickt präsentiert, verfallen nicht ins Pathetische. Besonders ,,No Hope Street‘‘ berührt hier besonders, der Titel erzählt die Geschichte einer Bombardierung und der unglaublichen Fassungslosigkeit, die damit einhergeht. ,,But I thought there were principles […] they treat us like some inferior species […] since the first bomb came / then they came like the rain‘‘ sind Zeilen, die lange nachklingen.

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Das letzte Drittel fällt persönlicher aus, Gefühle, Liebe und Enttäuschung, und alles dazwischen kommt zu Wort. Nichts umwerfend Spektakuläres, doch was Smith hier an Songwriting-Geschick vielleicht misst, kann er durch seine stimmlichen Reize schon fast wieder wettmachen. Unverständlich bleibt dennoch, warum manche der Tracks dermaßen sonnig-glatt daherkommen, dass man zweimal überlegt, ob das noch Jangle oder schon Pop Rock ist, unspektakulärer, möglichst radioanbiedernder Pop Rock noch dazu.
Alles in allem ist das Album dennoch einen zweiten Blick wert, denn wenn die geschickt gewobenen Melodien oft nicht gar so glatt, manchmal sogar mit etwas ,,Edge‘‘ daherkommen, ist es eine Freude, Smith beim Geschichtenerzählen zuzuhören.

7/10 | Delay Magazine