Laut Fridays For Future Vienna haben am vergangenen Freitag in Wien über 35.000 Menschen an den Protesten gegen den Klimawandel teilgenommen. Die hohe Teilnehmerzahl lässt sich darauf zurückführen, dass die Gründerin der Bewegung und Kandidatin des Friedensnobelpreises Greta Thunberg vor Ort eine bewegende Rede gehalten hat. Delay Magazine war mittendrin.
Die Bewegung ist groß, sie ist bunt und sie ist laut. Am 31. Mai 2019 muss der Schwarzenbergplatz besonders viele Menschen unterbringen. Es herrscht Aufregung. Lauthals wird mit einer Schülerin gesungen, die ein selbstverfasstes Lied den Protesten widmet: „Put your hands up in the air, let’s show them that we care about our future!“ Die Atmosphäre ist unvergleichlich: Es scheint, als wären die SchülerInnen und StudentInnen wachgerüttelt. Sie haben das Gefühl, wirklich etwas bewegen zu können. Deshalb wird auch laut nach ihrem Vorbild gerufen: alle warten auf Greta Thunberg.
„Lasst uns etwas mit Greta Thun“
Die Handys schießen in die Luft, es wird gejubelt, sehen kann man sie kaum. Die junge Schülerin platziert das berühmte Schild vor sich, mit dem sie die weltweite Bewegung vergangenen Sommer gestartet hat. Sie ist eine der einflussreichsten Personen des Jahres, und doch beginnt sie ihre Rede mit einem schüchternen „Hi“. Es scheint sie immer noch zu bewegen, dass so viele Menschen vor ihr stehen und zuhören, was sie zu sagen hat.
“Something is indeed very wrong”
Dankbar und stolz weist Greta darauf hin, dass in über 140 Ländern für die Umwelt protestiert wird. Auch Israelis und Palästinenser hätten sich in der vergangenen Woche zusammengetan, um zu demonstrieren. Das zeigt, dass die Bewegung nicht nur friedlich ist, sondern auch friedensfördernd. „Wenn sich Millionen von Kindern zum Schulstreik entscheiden, weil unsere Politiker untätig sind, dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass etwas ziemlich falsch läuft. Und etwas läuft tatsächlich ziemlich falsch“.
Nur die Spitze des schmelzenden Eisbergs
Gretas Worte sind klar, für jedermann verständlich und bringen die Situation prägnant auf den Punkt. Sie dankt jeder und jedem Einzelnen für den Einsatz, und macht klar, wie wichtig sie sind. Für viele SchülerInnen, denen aufgrund ihres Schulstreiks Unverständnis entgegengebracht wird, sind dies besonders bedeutungsvolle Worte. Greta weiß darum, dass „wir nur an der Oberfläche dieses Notfalls kratzen, weshalb wir uns darauf vorbereiten müssen, sehr lange zu streiken. Aber die meisten Erwachsenen und Politiker hören uns immer noch nicht zu“.
Great, Greater, Greta
Deshalb, verkündet die 16-jährige, werde sie nach Abschluss des laufenden Schuljahrs ein Jahr Auszeit von der Schule nehmen, um sich voll und ganz auf den Klimawandel zu konzentrieren. Sie habe sowohl vor, am UN Klimagipfel im September teilzunehmen, der in den USA stattfinden wird, als auch an der Weltklimakonferenz in Santiago de Chile im Dezember. Einmal mehr zeigt die Schülerin, dass sie sich weder geographische, noch innere Grenzen setzen lässt; so gibt sie nicht ihren Grundsatz auf, kein Flugzeug zu benutzen, nur weil sie zu einem anderen Kontinent reisen muss. Nun hat sie sich wohl für die lange Anreise per Schiff entschieden.
Außerdem ruft sie nochmals auch die erwachsene Generation auf, sich den Protesten anzuschließen. „We need you more than ever“ richtet Greta Thunberg an die Eltern, die sich zahlreich zu den jungen Leuten gesellt haben. Sie bedankt sich, und verschwindet ebenso schnell wie sie gekommen ist, unter jubelndem Applaus.
Make the world Greta
Zurück lässt sie eine bewegte Menge. Es fühlt sich an, als hätte sie alle Energiereserven wieder aufgeladen. Greta Thunbergs Rede war nicht lang, womit sie einmal wieder ihre Einzigartigkeit unterstreicht: Es bedarf keiner ausschweifenden Formulierungen, keinem komplizierten Fachvokabular oder gar einer unnötige Exkursion zum Thema „politische Krise in Österreich“. Das interessiert sie nicht, dafür hat sie keine Zeit, genau wie wir. Es geht um unsere Erde und unsere Zukunft, und das sollte schließlich auch genug sein.
Auf der Facebookseite von Fridays For Future Vienna gibt es die ganze Rede und eindrucksvolle Fotos des Events.
Hier geht’s zur Facebookseite von Greta Thunberg.