,,When there’s no more room in HELL, the dead will walk the EARTH” sprach Romero 1978. Knapp 40 Jahre später versucht sich auch Jim Jarmusch an den lebenden Toten. Betonung auf ,,lebenden”. Filmkritik zu The Dead Don’t Die von Jim Jarmusch
The Dead Don’t Die – eine Horrorkomödie?
Erwartet man sich einen Horrorfilm – Hände weg von diesem Film! Erwartet man sich eine ,,black comedy‘‘ im Sinne von Zombieland (2009) oder Shaun of the Dead (2004) – beides grandiose Filme – Hände weg von diesem Film! Drama, Action, Schauspiel, Spannung – Fehlanzeige. Sehenswert ist dieser Film von Jim Jarmusch dennoch, einfache Kost jedoch nicht unbedingt.
Tomaten vor den Augen
Schlurfend wie die lebenden Toten wälzt sich der Plot – so sich hier überhaupt so etwas Ähnliches finden lässt – voran. Durch die klimabedingte Verschiebung der Erdachse kehren die Toten ins Unleben zurück, und gieren, neben dem üblichen Genreklassiker Menschenfleisch, auch nach ihren ehemalig weltlichen Gelüsten. So verlangt die vor sich hinfaulende Meute nach Kaffee, Chardonnay und Wi-Fi. Umwelt- und Konsumkritik auf Kindergartenniveau, dermaßen aufs Auge gedrückt (inklusive überpathetischer Ansprache von Tom Waits aus dem Off über die dahinscheidenden Protagonisten im Finale des Films), dass man schon Tomaten vor Selbigen haben muss, um nicht zu merken: Darum geht es Jarmusch ganz sicher nicht.
Verfremdungseffekt à la Jim Jarmusch
Lust auf Handlung?
Die Filmbesetzung strotzt nur so von Hochkarätern, die schauspielerischen Glanzleistungen von Driver, Murray und Buscemi lassen sich sehen, es muss unwahrscheinlich fordernd gewesen sein, derart gelangweilt und neben der Spur zu klingen, kein Mensch kommuniziert so.
Neben den bereits oben genannten Talenten lassen sich auf die Namen einiger Schwergewichte der Musik-Industrie sichten: Sturgill Simpson (der sich auch verantwortlich für den äußerst gelungenen Titeltrack zeichnet, und als Gitarre ziehender Untoter auftritt), Tom Waits (als Eremit, dem niemand Glauben schenkt), RZA (als Lieferant der Firma WU-PS!) sowie Iggy Pop (der seine Gier nach Fleisch und Kaffee stillen kann). Die kaum vorhandene Handlung ist derart konfus, dass man geneigt ist, den Sinn davon zu hinterfragen. Warum nicht einfach das alltägliche Leben der Kleinstadt Centerville zeigen, welches so langweilig und lethargisch scheint, dass eine Zombieapokalypse wohl keinen großen Unterschied machen würde.
Untote so weit das Auge reicht
Womit auch schon die Kernaussage des Spektakels durchscheint. Klimakatastrophe, amoklaufende Zombies, Swinton als Samurai-Alien, all das lässt das Leben in der Kleinstadt kalt, überraschend kalt. Klar, ganz ohne Chaos, zerfleischte Leiber und die wandelnden Toten kommt das Werk nicht aus. Aber unbeeindruckter als das Cop-Duo Driver und Murray kann man derart übernatürliche und schreckliche Ereignisse nicht aufnehmen. Stellenweise fragt man sich, wer denn jetzt die Toten sind, die wankenden, gierenden Kadaver, oder die apathischen Stadtbewohner. Erst in der Konfrontation mit den Untoten zeigen die Lebenden ansatzweise emotionale Regungen – und selbst hier auch nur kurz vor ihrem Ableben. Vielleicht ist es eben das, was Jarmusch vermitteln möchte: Man stumpft ab, und ab, und ab, und alles ist gleichgültig und gleichgültig und gleichgültig. Selbst, wenn die Toten anklopfen. Und selbst die sind lebendiger.