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Die Stadt Wien ergänzt ihren Informationsservice und bietet rund um den Lockdown, die neue Covid19-Verordnung und das Coronavirus nun mehrsprachige Informationen an. Online oder telefonisch haben die Wiener und Wienerinnen die Möglichkeit, ihre Fragen in einer von 24 Sprachen an die Stadt zu übermitteln. Doch warum wurden nicht schon früher mehrsprachige Informationen von der Bundesregierung ausgesendet? Die Stadtregierung springt hier ein, um einen überfälligen Service, den die Bundesregierung bis jetzt verabsäumt hat, nachzuholen. Bei solchen Versäumnissen stellt sich jedoch die Frage: Warum schließt die Regierung in ihrer Informationspolitik gewisse Bevölkerungsgruppen aus?

Nicht erst seit Gestern

Österreich ist seit circa acht Monaten bei der Corona Pandemie gut dabei. Wurde das Krisenmanagement der Regierungen anfangs noch gelobt, bekam es, umso länger der Kampf gegen Covid-19 dauerte, nach außen immer mehr risse. Auch wenn ein Ausnahmezustand dieser Größenordnung mit Sicherheit schwer zu meistern ist, konnte man einen Kritikpunkt stets deutlich vernehmen – und dieser betrifft den fragwürdigen Kommunikationsstil der Bundesregierung.

Der Eindruck, dass die Regierung die Bevölkerung falsch informieren würde, wurde leider durch ein paar für Österreich typische Hoppalas in diversen Aussendungen und berühmten Pressekonferenzen untermauert.

Informationskampagnen gehen nach hinten los

Auch nach der berühmten TV-Ankündigung des ersten Lockdowns durch Bundeskanzler Sebastian Kurz schaffte die Regierung es nicht, ihren Kommunikationsstil transparenter zu gestalten. Es startete holprig und ging dann patschert weiter.

Die edlen und wichtigen Motive, die Österreicher mögen zu Hause bleiben, damit wir das Infektionsgeschehen in den Griff bekommen, wurde dadurch überschattet, dass sich Teile der Bevölkerung durch unvollständige Informationsaussendungen schlichtweg provoziert fühlten. Das Vorgehen der Exekutive, gelegentlich Härte vor Augenmaß walten zu lassen, führte nur dazu, dass sich die Missverständnisse zwischen Regierung und Bevölkerung weiter vertieften.

Corona Kommunikationsstrategie wie auf halbmast? © Arno Senoner

Eine Causa, die es ebenso in die Medien schaffte, war die unvollständige Informationsaussendung des Österreichischen Integrationsfonds. Wie der freie Journalist Michael Bonvalot bereits im April berichtete und später von derStandard aufgegriffen wurde, hatte das „Österreichische Integrationsfonds“ eine SMS mit unvollständigen Corona-Informationen an Teilnehmern von Deutsch- und Wertekursen verschickt.

Die SMS, mit der laut Eigenangaben des ÖIF bereits im März 70.00 Personen erreicht wurden, teilte den Menschen mit, dass sie nur zum Arbeiten, für Arztbesuche oder für dringende Einkäufe das Haus verlassen dürften, ansonsten würden harte Strafen drohen. Dass man ebenso bei einer „unmittelbaren Gefahr für Leib, Leben und Eigentum” oder für Sport im Freien beziehungsweise Bewegung an der frischen Luft das Haus verlassen durfte, stand nicht drinnen.

Das Ende der SMS verwies noch auf die Homepage des ÖIF, wo aber bis zur medialen Berichterstattung die Informationen ebenso unvollständig waren, aber immerhin in 16 Sprachen. Wie derStandard weiter berichtete, handelte es sich laut ÖIF um einen „redaktionellen Fehler“, der schnell berichtigt wurde. Man hatte impliziert, das die Menschen den Rest schon wüssten. All diese kleinen Hopplas trugen nicht dazu bei, dass Vertrauen in die Kommunikation der Regierung zu stärken.

Stadt Wien holt nach, was vergessen wurde

Was von Hilfsorganisationen wie SOS Mitmensch gefordert wurde, hat die Stadt Wien umgesetzt. Als die neuen Coronaregeln samt Lockdown am 17. November in Kraft traten, befanden sich auf den Seiten des Bundes- und des Gesundheitsministeriums nur veraltete mehrsprachige Informationen, die zusätzlich schwer zu finden waren. Die Hilfsorganisation SOS Mitmensch hatte in den sozialen Medien bereits darauf aufmerksam gemacht und auf das Risiko der Fehlinformation sowie die Ausgrenzung von Menschen hingewiesen.

Was vergessen wurde, wurde von der Stadt Wien nachgeholt © Dimitry Anikin

Was hier versäumt wurde, wurde von der Abteilung der Stadt Wien für Diversität und Integration schnell nachgeholt. Auf wien.gv.at besteht nun die Möglichkeit, allgemeine Informationen zum Coronavirus in unterschiedlichen Sprachen einzusehen. Ebenso kann man aber direkt per Telefon oder Mail eine Frage in 24 Sprachen rund um das Coronavirus an die Stadt Wien stellen. Sofern es zu den Fragen bereits verlässliche Quellen gibt, können diese beantwortet werden.

Man kann hier von Glück reden, dass schnell gehandelt wurde und Informationen der Bundesregierung nun allen Menschen in Wien zugänglicher gemacht wurde. Doch ein Beigeschmack bleibt wieder mal bei dieser Sache, ein blöder Kommunikationsfehler scheint sich hier wohl an den Nächsten zu reihen.

Für alle interessierten hängen wir die Links der Stadt Wien natürlich unten bei den weiterführenden Links an.

Weiterführende Links

Mehrsprachige Corona Information der Stadt Wien