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John Smile bringt frischen Wind in die österreichische Stand-up-Comedy-Szene, die nach eigener Aussage noch Unterstützung brauchen könnte. Delay Magazine hat sich mit dem Künstler getroffen, um über Humor als Waffe, seine Motivation als Comedian und die Comedy-Reihe “Donkeys” zu sprechen.

 

Wer kriegt mehr Frauen ab: John Snow (GOT) oder John Smile?

Eindeutig John Snow, aber John Smile bringt sie zum lachen. (lacht)

Erzähl uns doch ein bisschen etwas über dich!

Mein Künstlername ist John Smile und ich bin ein Stand-up-Comedian. Ich bin gerade dabei die Stand-up-Comedy-Szene in Österreich, die es eigentlich noch gar nicht gibt (lacht), aufzumischen. Zur Zeit mache ich nebenbei eine Ausbildung zum Schauspieler.

Die Stand-up-Comedy in Wien erlebt seit ein paar Jahren einen Hype – warum glaubst du ist das so?

Also es ist kein Hype da, aber es wächst. Die Leute werden langsam auf uns aufmerksam. Wie zum Beispiel auf Aladdin (Stand-up-Comedian) und seine Gang Mach Turbo und auf meine Gang Donkeys. Wir wollen auch das urbane, junge Publikum, das Bock auf etwas „Frisches“ hat, erreichen.

Wie ist es für dich Comedian und gleichzeitig Migrant zu sein?

Scheiße (lacht lautstark) – es ist das Geilste ever. Wenn du ein bisschen anders bist, da schwimmst du nie mit der Masse mit. Stand-up-Comedians mit Migrationshintergrund können viele Klischees ansprechen. Sie können das sagen, was sich viele Leute denken, aber nicht sagen trauen.

Wie war das Aufwachsen in Wien für dich?

Ich bin als Flüchtlingskind hergekommen. Es war eine schwierige Zeit. In meiner Gegend gab es nicht so viele dunkelhäutige Menschen. In meiner Klasse waren vier Ausländer und 18 „Österreicher“. Ich habe mich mit jedem gut verstanden, weil ich ein offener Mensch bin, aber am besten habe ich mich mit den Leuten mit Migrationshintergrund verstanden. Wir waren in einer ähnlichen Situation und das verbindet.

Welche Fragen kannst du als Afrikaner nicht mehr hören?

„Sprechen Sie Deutsch?“, „Warum sprechen Sie so gut Deutsch?“, „Du kannst ganz bestimmt gut Basketball spielen oder?“ (lacht lautstark) „Da ist ein Schwarzer, kennst du den vielleicht?“ (lacht weiter)

Wann wurdest du das letzte Mal von der Polizei nach deinem Ausweis gefragt?

Ist schon ein bisschen lange her – so zwei Stunden? (lacht) Ich wurde schon länger nicht nach einem Ausweis gefragt. Natürlich gab es die Zeit als Jugendlicher, wo ich als einziger aus der Clique zur Seite geschoben wurde und sie mich gefragt haben, ob ich was eingesteckt habe oder wie viel.

Ich werde jetzt öfters nach meinem Fahrschein, als nach meinem Ausweis, gefragt. (lacht)

Ist Comedy ein guter Weg um Rassismus zu bekämpfen?

Auf jeden Fall. Comedians sind wie Politiker, nur mit einer besseren Reichweite, weil sie die Kids erreichen. Comedy ist auch ein Sprachrohr für die Jugendlichen.

Afrikaner und Humor – wie ist da die Beziehung?

Jeder kennt das: Afrikaner lachen einfach gern. Hier in Europa haben wir zwar unsere Probleme, aber es geht uns gut, du bekommst Hilfe. Ich komme aus einem Kontinent, wo das ein bisschen anders ist. Wo Kinder eigentlich nichts haben, aber eine Sache kann man diesen Kindern nicht wegnehmen und das ist ihr Lachen. Von der Mentalität her sind Afrikaner sehr, sehr frohe Menschen.

John Smile hinter Gittern

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Auf einer großen Bühne vor ein paar tausend Menschen, die ich zum Lachen bringe, die ich aus ihrem Alltag rausreiße, wo sie alles vergessen und bei mir sind.

Woher nimmst du den „Stoff“ für dein Stand-up?

Es ist überall, du musst nur deine Augen offen halten. Mein Vater, zum Beispiel, ist der größte Komiker, nur er weiß es noch nicht. Er alleine liefert mir viel Material. (lacht)

Du bist auch selbst Vater: Was machst du anders und was machst du genauso wie deine Eltern bei der Erziehung?

Die Erziehung, die ich bekommen habe, kann man mit der heutigen nicht vergleichen. Mein Vater hat mich geschlagen und für mich war es okay, weil mein Umfeld auch geschlagen worden ist. Ich erziehe meinen Sohn ganz anders, ohne Schläge. Ich bin zwar sein Vater, aber in erster Linie will ich sein bester Freund sein. Sollte er in Schwierigkeiten oder auf die schiefe Bahn geraten, will ich seine erste Ansprechperson sein. Ich bin damals mit Problemen nicht zu meinem Vater gegangen. Das will ich auf keinen Fall. Ich will, dass mein Sohn weiß, mein Vater ist mein bester Freund.

Beschreibe unseren Lesern doch bitte was Donkeys ist!

Donkeys ist ein einzigartiges Konzept aus Comedy und Party, das es so vorher in Österreich noch nicht gegeben hat. Wir bringen das Publikum mit österreichischen Acts und ein bis zwei Headlinern aus Deutschland für zwei Stunden zum Lachen. Danach gibt es Party. Es findet einmal im Monat im Heart Club statt. Zuerst lachen danach tanzen.

Woher nimmst du die Energie für all diese Dinge?

Ich bin ein bisschen so wie Obelix. Ich bin in einen Zauberkessel hineingefallen und habe einfach zu viel Energie. Ich muss ständig was machen.

 

Möchtest du unseren Lesern noch etwas zum Abschluss sagen?

Liebe Leser und Leserinnen des Delay Magazine: Es ist ganz wichtig die österreichische Comedy-Szene zu unterstützen. Die Szene ist da – unterstützt die Künstler, die ihr witzig findet. Und lacht mehr und nehmt euch nicht so ernst, denn wir haben eines gemeinsam: Wir leben nur einmal.

Wir danken für das Interview!

Infos und weiterführende links

John Smile Fb