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Gute Dinge brauchen Weile und sind drei: Mit seinem dritten Album Solodarität sichert sich Monobrother wortgewaltig einen Platz im österreichischen Rap-Olymp. Der Wiener Rapper veröffentlichte sein lang erwartetes Album am 12. April über Honigdachs Records – ein Label, das inzwischen einen guten Ruf für Qualitätsware besitzt.

Auf Solodarität präsentiert sich Monobrother als ein geschulter Beobachter österreichischer Alltagsverhältnisse, die er mit scharfer Zunge skizziert. Dabei entwirft er wortspielreich ein soziologisches Panoptikum der Alpenrepublik. Neoliberaler Arbeitseifer und Bobo-Getue werden hier genauso thematisiert wie auch persönliche Schrulligkeiten und Abgründe. In Summe ist dieses Album ein lyrisches Gewitter gegen das Establishment. Die 14 Tracks starke Platte entzieht sich allerdings einer raschen Konsumation des Hörers, dafür sorgt die Dichte an Inhalt und wuchtigen Zeilen bei Monobro.

© Daniel Shaked

Nach einem starkem Opener mit rockigem Gitarrenriff und feierlichen Fanfaren steht fest: “Der Tank ist laung nu ned laa.” Mit Stuwerboy geht es dann in eine jazzig-smoothe Richtung weiter. Monobrother widmet hier dem Stuwerviertel eine wehmütige Hymne. Denn die Gentrifizierung macht auch vor seinem Grätzel nicht Halt. Ambivalente Vibes, die dann doch in „romantische Verklärung“ (Zitat) übergehen. Hierzu gibt es auch ein sehenswertes Video auf YouTube. Programmatisch bleibt auch die nächste Nummer Schu Schu Kolibri – ein scharfes Pamphlet gegen den Selbstoptimierungswahn unserer Zeit:

z’erst study hard, dann anti-alki-partyrallye, halligalli-gaspedal bis 22 uhr
physically fit, ka milligrammi fett
diese bodymassindex twitternden wohlfühlbrigaden auf anti-debreziner
i man, die arty-farty neo-ex-berliner san scho so

Auf der titelgebenden Nummer Solodarität nimmt Monobrother ironisch aufs Korn, was in einer neoliberalen Atmosphäre von Solidarität übrig geblieben ist: Konkurrenzdenken und Scheinheiligkeit. Ein bemerkenswerter Rundumschlag. Den Beat dazu liefert der aus Tirol stammende DJ Testa.

wenn du vo leit, die ned funktionieren, wie von ana krankheit sprichst
und wieder mal ins handy schreist, wenn der empfang schlecht ist
daun g’spia i diese ironie, ihr happypeppigen
i kriag von eurem augenzwinkern bald an epileptischen

Kein Augenzwinkern bei Monobrother, der auch lieber kein Blatt vor den Mund nimmt. Thematisch fügt sich auch die nächste Nummer Alpenoligarch in das Gesamtkonzept. Von “Steirerjanker”,  “Burschenschafter-Patronanz” und einer “Bananenrepublik” ist hier die Rede. Man kann sich darauf durchaus etwas zusammenreimen. Wenn sich Monobrother als “Hallodri der Postmoderne” bezeichnet, darf man ihn beim Wort nehmen. Kommen die Beats auch von unterschiedlichen Produzenten wie Fid Mella, Urbs, Rawer, Trishes, Chrisfader, Testa und Stixx – sie fügen sich in eine sehr stimmige Gesamtkomposition. Mit den Großkalibern Kreiml & Samurai, sowie DRK & Foz sind auch die Kollegen von Honigdachs als Featuregäste auf der Platte vertreten.

Du schätzt inhaltlich anspruchsvollen und technisch versierten Rap mit Wiener Flavor  – dann solltest du dir Solodarität von Monobrother in deine Playlist laden. Die Scheibe sucht ihresgleichen und gehört zweifelsfrei zu den wichtigsten Releases in diesem Jahr. Monogott for real!

 

Tourdaten

25.4. WIEN / ARENA (Kl. HALLE) – Album Release

4.5. LINZ / KAPU – mit KATHARSIS

11.5. GRAZ / PPC – mit KATHARSIS, MDK & KIZMET

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