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Dass P.tah und Kinetical gemeinsam eine wunderbare Combo abgeben, wissen Hip-Hop-Begeisterte in Österreich und darüber hinaus spätestens seit ihrer gemeinsamen Ghost EP. Für ihre aktuelle Single haben die beiden zur Verstärkung noch Wolfi F. aus dem Hause Honigdachs mitgebracht. Mit A.K.N.F. haben die Artists, gemeinsam mit ihren Labels Duzz Down San X Honigdachs, für uns ein wunderbares Grime-Süppchen gekocht. Der Beat dafür kam aus der Feder des Bristoler Producers OH91. Ein solides Rezept, das großartig funktioniert!

Kinetical & P.tah feat. Wolfi F. – A.K.N.F. (prod. OH91)

Garfertig auf den Punkt serviert

Dass Kinetical & P.tah sich auf dem Feld des Grimes stilsicher bewegen, haben die beiden wie gesagt nun schon oft unter Beweis gestellt. Ich würde sagen, sie zählen zu den Besten in Österreich, wenn es um diese Kategorie geht. Die offene Frage wie Wolfi F. dazu harmonieren würde, kann ich euch auch gleich vorweg beantworten: Na, wunderbar, was sonst!?

Kinetical & P.tah feat. Wolfi F. - A.K.N.F.

Foto: © Sara Pineros

Der frech-prollige Stil des Grazers dient bei dem Track als herrliche Ergänzung zu der silbenreichen Delivery seiner Kollabo-Partner. Was nicht heißen soll, dass Wolfi F. uns bei seinem Part viel Zeit zum Nachdenken lässt. Das Konzept des verbalen Maschinengewehrs zieht sich wie ein roter Faden durch den Track durch. Der Song hat die gewohnte Sprachaufteilung. Kinetical liefert wie üblich in Englisch ab, P.tah und Wolfi F. natürlich in Deutsch. Um gleich weitere Eckpunkte des Tracks abzuhaken. Aufgenommen und gemischt wurde bei MIRAC , das Mastering lief über Happy Mastering Vienna. Für die großartige Videodarstellung des Liedes war Dominik Galleya verantwortlich. So, jetzt hätten wir mal die Youtube Infobox verarbeitet, schauen wir uns doch mal die Single näher an.

Düster-urbanes Stadtgefühl

Es geht um Realness im Wandel der Zeit. Jedoch es bloß so zu formulieren, würde den Track in seiner Aussage stark beschneiden. So würde man viele kritische und selbstreflektierte Lines einfach unter den Tisch fallen lassen. Beginnen wir doch mit dem Anfang.

A.K.N.F.

Foto: © Sara Pineros

„I’d never buy Klicks

 I’d never buy Likes

 I‘ never stream my own Tunes on Spotify“

Der Beat ist ein klassischer Grime Banger. Soll heißen, wir hören hier Bass-Musik. So formuliert es P.tah auch explizit beim Posten des Tracks auf Facebook. So was funktioniert nicht gut mit Handyboxen, dafür ist die Musik einfach nicht gemacht. Um diesen Fauxpas zu vermeiden, genieße ich den Track mit meinen Studiokopfhörern in vollen Zügen. Eine düstere Melodie, abgerundet durch Synthies, die stromschlagartig über Bass und Kickschläge daherdonnern. Das typisch abgehackte Grime-Muster lässt sich leicht erkennen und erinnert an Cuts bei DJ-Übergängen aus dem Bereich der elektronischen Musik.

 Gutes Teamplay! Hit em low, Hit em high

Die besondere Art und Weise, mit der Kinetical betont, fügt sich sehr angenehm in die Melodie des Tracks ein. Manche Betonungen klingen dabei dann schon fast wie ein extra Sample am Beat. Sein Part ist eine aufrichtige Hommage an die Authentizität, bietet aber auch die gewohnten Wortspielereien, die Hörer so lieben – ein weiterer besonderer Punkt, welcher mir bei der Track-Ankündigung aufgefallen ist. Kinetical nutzt die Ansage, um eine wichtige Message über kulturelle Aneignung und Rassismus zu droppen. Natürlich auch in Anbetracht des strukturellen Rassismus und den aktuellen Polizeimorden durch die Exekutive in den USA. So geht Haltung und Einsatz, Bravo dafür. Leider scheuen sich heutzutage viel zu viele Künstler davor Haltung zu zeigen, Kinetical macht es aber im Gegensatz dazu vor.

Foto: © Sara Pineros

Resümee des Tracks

Die Artists liefern uns den Track in perfekter Teamwork-Aufteilung. Soll heißen, auch die Arbeit an der Hook wurde gedrittelt, wodurch ein feiner Effekt entsteht. Die Hook wirkt zusätzlich wie ein motivierendes Team Up, ein Rudelgefühl stellt sich ein. Am besten lässt sich das vielleicht mit dem etwas abgedroschenen Begriff “Aufbruchsstimmung” beschreiben. Wie, wenn man nach dem Vorglühen gerade frisch in die Nacht startet.

Foto: © Sara Pineros

Wolfi F. steppt mit einem riesen Mittelfinger in seinen Part hinein. Schön erfrischend authentisch, da wird nicht verkrampft auf Anti gemacht, sondern das „Scheiß drauf …“ geht leicht von den Lippen. Was subversiv hinter der Arroganz steckt, ist der Mut, sich selber treu zu belieben. Inhaltlich switcht Wolfi F. während der Strophe von bloßem Representen zu einigen reflektierten und kritischen Aussagen im Hinblick auf Hypes, Fake, Mode und Konsum. Diese kommen aber wunderbar ohne moralisches Hick-Hack daher und ließen mich einige Male schmunzeln.

Der viennese King of Grime , Mr P.tah, bewegt sich gekonnt auf seinem Parkett. Sein stark ausgefeilter Stil stellt eine beeindruckende Delivery dar. Als würde man einen guten Mittelfeldspieler beim Training beobachten. Sein Part enthält neben abgrenzenden Lines, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, auch einige Gnackwatschen für Whack Mcs. Jedoch führt P.tah dabei eine feine Klinge, das ist kein plumpes „Ich bin der Größte“-Gehabe. Ich denke, es dürfte sich sicher der ein oder andere österreichische MC in P.tahs kritischen Beschreibungen wiedererkennen.

Weiterführende Links

A.K.N.F

P.tah

Kinetical

Wolfi F.

Duzz Down San

Honigdachs