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Wenn man den kleinen Laden „Loretta Cosima“ in der Garnisongasse 7 im 9. Wiener Gemeindebezirk betritt, springt einem sofort eine bunte Farbenvielfalt ins Auge. Valerie Loretta Cosima Grogger, Inhaberin des Ladens, bietet hier künstlerische Waren von vornehmlich österreichischen Labels an. Doch auch sie hat die Coronakrise und der damit verbundene Lockdown der Stadt Wien schwer getroffen. Interview

Loretta Cosima im Interview

Wie war dein persönlicher Werdegang?

Nach der Matura bin ich in das Kolleg in der Spengergasse gegangen und habe dort Kunst- und Textildesign studiert. Nach meinem Diplomabschluss bin ich nach England gegangen und konnte dort mit einem Bachelor of Arts in Textildesign abschließen. Dann bin ich wieder nach Wien gekommen, habe ein bisschen gekellnert und geschaut was ich mit meinem Abschluss machen kann, da es doch kein Studium ist womit du einen klaren Weg hast. 

Loretta Cosima

Loretta Cosima in der Garnisongasse 7. Foto: Jakob Untner

Daraufhin bin ich in der Buchhandlung „Leporello“ gelandet, wo ich zusätzlich den Lehrabschluss als Buchhändlerin machen konnte. Währenddessen habe ich mir mein Label aufgebaut und auf diversen Märkten und dem Onlineshop „daWanda“, den es leider nicht mehr gibt, meine Sachen verkauft.

Wie bist du auf die Idee zu diesem Laden gekommen?

Nach einiger Zeit ist es anstrengend geworden einem normalen Job nachzugehen und danach abends noch in die Druckwerkstatt und am Wochenende noch auf Märkte zu schauen. Ich musste mir einen guten Kompromiss überlegen, da es mit meinem Label allein schwierig werden würde. Dann kam die Idee mit dem Laden, wo ich meine eigenen Sachen verkaufe und auch Produkte von anderen Designern.

“Wenn die Leute nur noch auf Amazon bestellen, wird das irgendwann Realität und es wird keine kleinen Läden mehr geben.”

Das heißt du stellst auch selbst Sachen her, die du in deinem Laden verkaufst?

Genau, in dem Textildesign-Studium habe ich auch Siebdruck gelernt. Ich stelle die Illustrationen von T-Shirts und Stoffsackerl selbst her und habe auch eine Papeterie-Kollektion mit Postkarten und Notizheften.

Loretta Cosima

Eigenkreationen: Die Inhaberin bietet u.a. selbst entworfene Taschen mit Drucken an.

Betreibst du deinen Laden allein oder hast du auch MitarbeiterInnen?

Früher habe ich alles allein gemacht aber seit letztem Jahr, nachdem ich das Baby bekommen habe, habe ich Mitarbeiterinnen eingestellt. Es würde wahrscheinlich auch gehen mit Baby 40 Stunden im Laden zu stehen, aber das möchte ich ihm und mir nicht antun. 

Loretta Cosima

Loretta Cosima in 1090 Wien. Foto: Jakob Untner © 2020

Wie wählst du die Designer und die Dinge aus, die du in deinem Laden verkaufst? 

Das Hauptkriterium ist immer – Gefällt es mir? Will ich das gerne in meinem Laden liegen haben? Kann ich mir vorstellen, dass es meinen Kunden gefällt? Wenn das erfüllt ist, schaue ich darauf, dass die Dinge aus Wien bzw. Österreich oder zumindest aus Europa kommen.

Loretta Cosima: Im Inneren des Geschäfts.

Loretta Cosima in 1090 Wien. Foto: Jakob Untner © 2020

Wie findest du die Labels?

Vor allem über das Internet. Es geht mittlerweile wahnsinnig viel über Instagram. Sonst finde ich auch vieles auf Designermärkten. Ich habe keine Probleme damit Labels zu finden, sondern eher damit Labels abzusagen, weil ich leider auch nicht das Budget oder den Platz habe jedes Label zu übernehmen, das mir gefällt.

Wie bist du deinen Laden betreffend mit der Coronakrise umgegangen?

Ich hatte eigentlich zwei Mitarbeiterinnen und jetzt durch Corona leider nur noch eine. Ich hoffe, dass ich die andere im Herbst wieder dazunehmen kann – es ist leider sehr ungewiss wie es weitergeht. Der einen die noch da ist musste ich leider auch die Stunden kürzen. Kurzarbeit war leider keine Möglichkeit, weil geringfügig Angestellte darauf keinen Anspruch haben.

Loretta Cosima

Loretta Cosima: Für jeden was auf Lager. Foto: Jakob Untner © 2020

Konntest du während des Lockdowns dein Geschäft erfolgreich online weiter betreiben?

Als Mitte März klar war, dass der Laden geschlossen sein würde, habe ich sofort den Onlineshop auf Vordermann gebracht. Den gab es zwar vorher schon, aber ich hatte bis dahin weder viel Arbeit noch viel Zeit hineingesteckt, da es wirklich ein großer Aufwand ist mit den Fotos und Beschreibungen. Ich habe auch kein Warenwirtschaftssystem – ich musste jedes Mal schauen, was ich überhaupt da habe in welcher Stückzahl, in welcher Farbe, in welcher Größe. Zu der Zeit sind auch deutlich mehr Onlineshop-Bestellungen gekommen als sonst. Es war trotzdem nicht so viel, dass ich damit meine Fixkosten zahlen hätte können und es ist auch nicht annähernd an den normalen Umsatz herangekommen.

Hast du irgendwelche staatlichen Zuwendungen bekommen, damit du wenigstens deine Fixkosten zahlen konntest?

Nein, bis jetzt noch nicht. Ich habe erst jetzt die Zusage erhalten, dass ich wohl 500 Euro bekommen werde. Angekommen ist bis jetzt aber noch nichts. Ich freue mich natürlich über das Geld und möchte auch nicht undankbar sein, aber richtig weit kommt man damit halt auch nicht. Ich kann damit nicht einmal meine Miete zahlen, geschweige denn Strom, Gas, Kassa, Bankomatgebühren, Versicherungen.

Wie läuft das Geschäft, jetzt wo du wieder aufsperren konntest?

Ich bin auch jetzt noch unter meinem normalen Umsatz und die Kundenzahlen sind auch niedriger. Die Kundschaft ist außerdem sehr verhalten und es gibt einige, die sich nicht hereintrauen. Sie fragen nach, ob sie schauen kommen dürfen und sagen, dass sie eh nichts angreifen werden. In den kommenden Sommermonaten erwarte ich auch nicht viel mehr, da es im Juli und August meistens ruhiger ist. Aber um den Juni ist es schade, weil der nach dem Weihnachtsgeschäft der stärkste Monat war.

Loretta Cosima

Bei Loretta Cosima bekommst du auch einen modischen Mund-Nasen-Schutz. Foto: Jakob Untner © 2020

Wie schätzt du die Lage für kleine Läden in Österreich in Zukunft ein?

Da bin ich mir immer unsicher, ob ich die Optimistin aus mir sprechen lassen soll und sage wie ich es mir wünschen würde. Es wäre schön, wenn die Leute durch den Lockdown gemerkt haben, wie wichtig Geschäfte für das Stadtbild und die Stimmung auf der Straße sind. Wie wichtig Läden sind, in denen man hineingehen und die Dinge angreifen kann, die man kaufen möchte. Während des Lockdowns war Wien einfach ausgestorben, das war fast schon gruselig. 

Loretta Cosima

Loretta Cosima in der Garnisongasse 7 in 1090 Wien. Foto: Jakob Untner © 2020

Aber wenn die Leute nur noch auf Amazon bestellen, wird das irgendwann Realität und es wird keine kleinen Läden mehr geben. Vor allem kleine Läden, die in Österreich Steuern zahlen, ihre Mitarbeiter anständig bezahlen und gut behandeln. Sondern nur noch Konzerne, die nur auf Profit aus sind und versuchen sich bei jeder Gelegenheit herauszuwinden. Daher hoffe ich, dass die Menschen in Zukunft mehr darauf schauen wo es unabhängige, inhabergeführte Läden gibt. Läden, wo man sein Geld hintragen kann und etwas Gutes damit passiert. Vielleicht gibt es ein Umdenken, denn das wäre sehr, sehr schön.

Weiterführende Links

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Loretta Cosima FB

Instagram Loretta Cosima