70% der ÖsterreicherInnen meinen, der Islam passe nicht zu Österreich. Eine diese Woche veröffentlichte Studie zeigt, wie schwierig das Verhältnis Österreichs zum Islam ist. Die Zahlen schockieren.
Die Universität Salzburg veröffentlichte diese Woche eine Studie, die sich neben anderen Themen auch mit der Beziehung der ÖsterreicherInnen zum Islam auseinandersetzt. Der Untersuchung nach meinen 70% der Befragten, dass der Islam nicht in die westliche Welt passe und 45% urteilten sogar, dass Muslime nicht die gleichen Rechte haben sollten wie alle in Österreich.
Diese Zahlen müssen, wenn auch nicht überraschen, zumindest schockieren. Denkt man nämlich etwas genauer über die Fragestellung nach, besonders über die zweite, so offenbart sich Düsteres: 45% der Befragten sind dafür, einer Person Persönlichkeitsrechte abzusprechen, unabhängig davon, ob sie StaatsbürgerIn, ImmigrantIn, Flüchtling oder TouristIn ist. Diese Verallgemeinerung ist ein bedrohliches Signal. Beinahe die Hälfte der ÖsterreicherInnen beurteilen den Rechtsstatus einer Person also nach ihrer Glaubensrichtung.
Ein Teufelskreis aus Vereinfachungen
Laut Studienautor Wolfgang Aschauer ist der öffentliche Diskurs über MuslimInnen, der vorwiegend negativ geführt wird, für die Zahlen verantwortlich. Keine andere Glaubensrichtung ist in den letzten Jahren derart viel für politische Meinungsmache benutzt worden. Die Eskalationsrhetorik, die zwischen 2015 und Anfang 2018 die Politik dominiert hat, trägt jetzt in der Meinung der ÖsterreicherInnen ihre Früchte.
Dabei geht es gar nicht darum, berechtigte Kritik an teilweise sehr fragwürdiger religiöser Doktrin zu üben. In einem liberalen Staat muss es möglich sein, sich mit Fragen wie diesen auseinanderzusetzen, durchaus auch in Konfrontation. Gefährlich wird es aber, wenn über das Individuum hinweggedacht wird. Eine Religionsgemeinschaft, die diverser nicht sein könnte, wird auf einige Negativbeispiele reduziert. Diese werden dann von Politik und Medien gebetsmühlenhaft wiederholt, bis jenes Bild vom Islam, das die Studie abbildet, in der öffentlichen Meinung verfestigt ist. Dieses Bild wiederum liefert eben denen, die es gezeichnet haben, Wählerstimmen.
Klare Bekenntnisse als Lösung
Wie man aus so einem Teufelskreis wieder entkommt ist fraglich. Folgt man der selben Logik, die uns in eben diesen geführt hat, müssen sich PolitikerInnen wie auch Medien darauf konzentrieren, aktiv Positivbeispielen Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das mag anfangs unpopulär sein, mit der Zeit würde sich aber eine solche Strategie sicher in der Meinung der Bevölkerung manifestieren.
Ein klares Bekenntnis zur Religionsfreiheit ist wichtig. Noch wichtiger ist es, dass der Islam in Österreich als das dargestellt wird was er ist: ein Fleckerlteppich aus Individuen, die auch eine Behandlung als Individuen verdient haben. Die Freiheit einer Minderheit zu verteidigen bedeutet immer auch, die Freiheit aller zu verteidigen.