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Punkrockduo mit Bass-Schlagzeug Combo und Mundartgesang, das sind Heckspoiler: Ein bisschen übertrieben, etwas schräg, aber definitiv geil.

Andreas Zelko alias Zlatko San und Thomas Hutterer alias Kim Tom Gun sind aus dem Kremstal, oder aus dem Almtal, vielleicht auch aus Ried im Traunkreis, und haben vor Kurzem ihr erstes Album veröffentlicht. Synthetik Athletik heißt das gute Stück und darauf findet ihr erfrischende Ehrlichkeit und viel Schmäh (Witz, Anm. der Redaktion). Darüber und über so einiges anderes haben wir im Interview mit den beiden gesprochen (und zum besseren Verständnis auf Hochdeutsch übersetzt).

Interview Heckspoiler

Was reizt euch so sehr an Kontrasten?

Andreas: Wir verkleiden uns mittlerweile gerne. Das war am Anfang immer ein bisschen ungewohnt, aber eigentlich ist es schon ganz nett  – also einfach optisch nicht dem Sound zu entsprechen. Man weiß alleine von der Optik oft gleich, wer ungefähr welche Musik macht. Das ein bisschen zu brechen und ein anderes Konzept zu fahren, das gefällt uns eigentlich ganz gut.

Thomas: Einfach aus dem Rahmen fallen. Jeder macht sein Ding und ist schon so festgesetzt auf die Ästhetik. Da lassen wir uns in nichts reindrängen.

Wie wächst man am Land auf, wenn man sich so offen gegen rechts positioniert? Hattet ihr in der Hinsicht auch mal negative Erfahrungen?

Andreas: Das wird teilweise sogar etwas falsch verstanden. Wir werden öfter darauf angeredet, dass am Land so viele Nazis und Rechte herumrennen. Es gibt auch immer eine linksalternative Szene, am Land wie in der Stadt. In dieser Band-Musik-Alternativ-Blase haben wir uns immer bewegt. Ganz ausblenden kann man die Rechten natürlich nicht, aber das würde in der Stadt auch nicht funktionieren. Da ist die Bubble wahrscheinlich größer, aber die gibts bei uns auch definitiv.

Heckspoiler im Interview

© Julian Aron

Beim Durchlesen älterer Interviews ist mir mehrmals die Referenz zu Bilderbuch aufgefallen, eure musikalischen Helden?

Thomas: Also ich bin schon erstaunt, was die alles schaffen und sie haben auch gute Songs. Ob sie jetzt unsere Vorbilder sind – ich finde schon, dass sie es einfach geschafft haben in der Szene. Solche Vorbilder kann man sich schon nehmen.

Andreas: Was man ihnen zu Gute halten muss, sie haben sich von Album zu Album verbessert und haben andere Sounds kreiert. Sie haben mal andere Sachen gemacht und sich getraut, etwas zu verändern. Also als Band ist so eine Entwicklung schon irgendwie vorbildhaft für mich, obwohl es halt nicht hundertprozentig mein Sound ist.

Euer erstes Album Synthetik Athletik wurde vor gut einem Monat veröffentlicht, wie ist es euch bis jetzt gegangen? Wie war das Veröffentlichen während Corona?

Thomas: Wir sind sehr zufrieden eigentlich, also was Reviews geschrieben werden und so, das ist schon sehr beeindruckend und überraschend, wer da aller über Synthetik Athletik schreibt. Ein bisschen schade ist’s eben, dass wir es bis jetzt noch nicht live vortragen haben können, aber das kommt ja noch. Sonst zufrieden? Ja, also ich erwische mich ab und zu auch, dass ich’s höre. Und denk mir, ja, es ist echt gut geworden.

In eurer Bio wurde das Wort Schmäh mit Witz übersetzt, macht ihr euch darüber, dass Leute eure Wortwitze beziehungsweise Mundartgesang nicht verstehen könnten, Gedanken?

Andreas: Wie, in der deutschen Bio?

Thomas: Tja, es verstehen viele nicht. Viele verstehen die Texte nicht, und auch den Schmäh von Heckspoiler nicht. Das fällt auch auf bei den Texten, die tiefgründiger sind. Für ein paar ist es plumper Scheiß, und andere lesen mehr zwischen den Zeilen, und das ist beim Schmäh vielleicht genauso. Was manche so lustig finden, ist für andere einfach irgendwas. Uns ist das halbwegs wurscht.

Andreas: Die, die es verstehen, verstehen es, und wer nicht, halt nicht. Ich versteh auch viel nicht. Wir greifen Themen auf, die gewisse Leute ansprechen, und andere können gar nichts damit anfangen, und da ist halt diese Schmähverbundenheit. Aber es ist ja auch nicht alles Schmäh. Ich würd sagen 50/50, wir sind keine komplette Komikband.

Gäbe es für euch irgendein Thema, das zu privat wäre, um darüber zu singen – wenn man schon über Magen-Darm-Probleme singen kann, gibt es nicht mehr viel, was im Dunklen bleibt, oder?

Andreas: Die Themen sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft, ob es dann mal irgendeine Grenze gibt, ist ein bisschen schwierig zu sagen. Teilweise will man nicht zu arge Sachen sagen, weil man dann irgendwie keinen auf den Schlips treten will. Als Punkrockband sollte man sich über so was eigentlich gar keine Gedanken machen, aber ganz ausschalten kann man es nicht. Diese Scheiß-drauf Attitüde haben wir noch nicht zu 100 % erreicht. Aber allgemein gäbe es keine Tabuthemen, wenn es uns irgendwann wichtig ist, über etwas zu schreiben, dann werden wir es auch machen.

Thomas: Man kanns ja auch dann so umschreiben, dass nicht jeder versteht, um was es wirklich geht.

Wem würdet ihr momentan am allerliebsten in die Fresse hauen?

Thomas: Also grundsätzlich ist ja Gewalt keine Lösung.

Andreas: Wir beide sind jetzt eher weniger die Typen, die wem eine in die Fresse hauen. Hin und wieder sollte es Menschen treffen, die halt einfach nur scheiße sind, aber eine bestimmte Person hätte ich jetzt nicht im Kopf.

Thomas: Es gäbe natürlich Politiker, da hätten sich ein paar eine verdient, aber dann ist man selber nicht besser wie derjenige. Wenn es was brächte wenigstens, dann wär‘s eine Überlegung wert. Höchstens im Alltag wenn wer scheiße ist zu wem anderen, dann einschreiten, so wie wir Robin Hoods im Ort halt ein bisschen sind.

Inzwischen hab ich schon einige interessante Beschreibungen von Heckspoiler gehört, am besten gefällt mir bis jetzt ,,Musikgewordener Humanismus‘‘ – wie seht ihr das?

Thomas: Ich tu‘ mir so schwer mit Genres.

Andreas: Rock, Punk, Hardcore, Metal kommt auch immer wieder vor, obwohl wir uns gar nicht als Metalband sehen. Aber je mehr Leute eine Meinung zu Heckspoiler haben, umso mehr kann man drüber reden. Ob das jetzt wirklich auf uns zu trifft oder wir mit dem einer Meinung sind, sei dahingestellt. Das Hauptwort, das ich so in Reviews gelesen habe, ist schräg. Vielen ist es wahrscheinlich too much, andere sagen abgefahren, schräg halt eben, taugt mir. Es ist eine Gratwanderung, ein bisschen übertreiben, aber cool halt.

Heckspoiler im Interview

Thomas Hutterer © Julian Aron

Wieso habt ihr euch bei der Instrumentalisierung von I wundert mi für so einen harten Bruch entschieden?

Thomas: Ja, es war grundsätzlich die Idee von einer Austropop-Hymne, hätten wir uns zumindest gewünscht. Wir sind einfach große Saxofonfans und spielen auch regelmäßig Luftsaxofon. Und so hat sich das dann irgendwie entwickelt.

Andreas: Wir haben vorher auch schon mal eine Hip-Hop-Nummer gemacht. Dieses Mal hatten wir die Idee von einem Austropop Song, machen wir das Lied ganz schwülstig mit Saxofon, und eine Sängerin brauchen wir noch, die so schwülstig rein haucht. Das ist halt irgendwie im Studio entstanden, und das Aufnehmen war voll witzig. Das ist vielleicht auch wieder der Kontrast – Punkrockalbum mit Saxofon Nummer als letzten Song. Ist auf super Kritik gestoßen.

Können wir dann in Zukunft mehr Experimentierfreudigkeit erwarten, oder bleibt es für Heckspoiler großteils bei der Erfolgscombo Bass-Schlagzeug?

Thomas: Also, wir zwingen uns nicht dazu, dass wir jetzt irgendwas Experimentelles machen, aber es wird schon mal wieder was entstehen.

Andreas: Uns machts halt auch Spaß, auch mal wieder mit anderen Musikern was zu machen, andere Leute dazu zu holen und das Repertoire mit Freunden ein wenig zu erweitern.

Heckspoiler im Interview

Andreas Selko © Julian Aron

Eure Tour habt ihr angekündigt mit JO-NA-VIELLEICHT-SCHAUMA-HOFFMA-TOUR 2020 – wie wörtlich kann man diesen Titel nehmen?

Andreas: Es sind nur noch ein paar Wochen bis zu der Tour, wir können ganz genau nur diese vier oder fünf Wörter sagen. Zumindest österreichweit wird sie stattfinden, da gibts ja schon Sitzgelegenheiten, es ist dieses Jahr halt einfach alles anders. Wir wollen spielen und wir nutzen das jetzt einfach aus. Wann sieht schon jemand mal Heckspoiler im Sitzen, das wird nie wieder so vorkommen. Außer nächstes Jahr, wenn alles blöd hergeht. Aber solange wir spielen können, werden wir das machen, und wenn die Leute sitzen müssen, dann sitzen sie – völlig egal.

Recht habts, danke fürs Gespräch!