Podcast

Der Wiener Rapper T-Ser liefert uns über sein Label Akashic Recordz, passend zu den sommerlichen Temperaturen, eine heiße Nummer voller politischer Kritik. Bei Block Brennt schwingt auf jeden Fall eine leichte Brise Anarchie mit! Auf eine modern gehaltene Produktion von Jerry Divmond liefert T-Ser den passenden Soundtrack zu den Protesten unserer Zeit.

T-Ser brennt den Block ab

Beatauswahl und Inhalt passen zum Zeitgeist wie die Faust aufs Auge. Stiltechnisch und musikalisch ist der Beat ein smooth gehaltener Banger, der gerade in der Hook viel Platz für Spielereien lässt. Sphärische Glocken und Synthies sorgen für die passende Hintergrundatmosphäre.

So verhält es sich auch mit der Message, Kritik trifft auf positiven Community-Gedanken. Genau von dieser Balance lebt die Nummer. Der ausgewogene und minimalistisch gehaltene Einsatz von Auto-Tune, den man derzeit bei politischen Nummern noch selten hört, rundet den Track zusätzlich ab. Sozusagen die Kirsche auf dem Sahnehäubchen oder in dem Fall die Lunte im Molly.

Das Artwork stellt eine weitere Ergänzung der kämpferisch gehaltenen Message dar. Die Wahl fiel hierbei auf das Bild des brennenden Polizeipräsidiums in Minneapolis, was ich als Cover und Motiv konsequent und gelungen finde. Und es dient als wunderbarer Querverweis zur Message des Songs. Die politische Positionierung ist selbsterklärend und wird von einem Solidaritätsgedanken untermauert. Bereits in der Vergangenheit ist T-Ser neben seiner Kunst auch durch seine klare politische Haltung aufgefallen.

Wiederholungstäter im Sinne der Sache

Der  österreichische Rapper wurde bereits 2018 selbst Opfer einer mutmaßlich rassistischen Polizeikontrolle. Damals wurden T-Ser und weitere Label Kollegen, darunter Sidney und Meydo, bei einem Arbeitstreffen in einem öffentlichen Park von der Wiener Polizei schikaniert. Der Zwischenfall wurde auf einem Video festgehalten. Der Vorwurf des Racial Profiling stand im Raum. Und ließ sich auch in weiterer Folge nicht enthärten. Anstatt hier im Sinne des Dialogs die Kritik anzunehmen, beschuldigte die Polizei aber damals den Rapper, sich unkooperativ verhalten zu haben. Angeblich hätte die Gruppe den Beamten, als diese schon im Weggehen waren, zusätzlich noch Beleidigungen nachgeschrien.  Das vorgeworfene „Fickt euch“ entpuppte sich aber auf dem Video als “Schämt euch”.

Damals wurde ein weiteres unrühmliches Kapitel Polizeigeschichte geschrieben. Als Draufgabe hielt der damalige Vize-Bürgermeister und Mitglied der rechtsradikalen FPÖ Dominik Nepp es für angebracht, den beschuldigten Polizisten eine Auszeichnung zu verleihen. Damals entstand bei großen Teilen der Bevölkerung unweigerlich der Eindruck, dass man in Österreich für Rassismus ausgezeichnet wird.

Es folgten zahlreiche Interviews, in denen T-Ser die Situation im Park immer wieder erklärte und auch am öffentlichen Anti Rassismus Dialog teilnahm. Das Ganze mündete schlussendlich auch  in musikalischen Output. Der Track hieß damals  F.D.F. – Fick die Feds, mittlerweile dürfte dieser aber gelöscht worden sein. Ich stellte fest, dass er sich nicht mehr aufrufen ließ.

T-Ser musste sich zu diesem Zeitpunkt auch den Vorwurf der Effekthascherei unterstellen lassen. Ein Vorwurf, der gefühlt bei jedem politischen Track von denen, die sich daran stören, kommt. Und wieder konnte sich dieser Vorwurf im Nachhinein nicht erhärten. Denn T-Ser beweist nun gut zwei Jahre später eindrucksvoll, dass politische Haltung mit smoother Kunst Hand in Hand gehen kann. Und nicht, dass man versucht hat, aus einer unglücklichen Szene Profit zu schlagen. Außerdem: Welchen Profit soll man mit Hip-Hop in Österreich schon aus irgendetwas schlagen?

Eine Stimme für den Protest

“Wir machen Feuer bis der Block brennt

In ‘ner Gesellschaft die den Teufel ihren Gott nennt

West Wien ist Gotham

Egal ob schwarz oder weiß egal ob Christ oder Moslem”

Nach einem melodisch lockeren Einstieg und popkulturellen Anspielungen, grenzt T-Ser sich deutlich mit Revolutionsbekundungen von der Masse ab. Das Rebellentum wird solidarisch eingeläutet. Das Ganze auf eine gewohnt lockere Art und Weise, ohne verkrampft zu wirken. Die anfangs beschriebenen Spielereien der Hook tragen zur weiteren Leichtigkeit der Nummer bei. Später wird es dann noch etwas konkreter.

T-Ser bezieht sich direkt auf die “Black Lives Matter”– Bewegung und schwört die Community auf Unity ein. Das Schöne an der Nummer ist die erwähnte Einfachheit, mit der die Kritik daherkommt. Es ist in erster Linie T-Ser Musik aber eben vollgepackt mit Konsum- und Kapitalismuskritik. Schön zu hören, dass bei Tracks ernsthafte Anliegen durchaus mit viel Swag daherkommen können.

Weiterführende Links

Block Brennt

Instagram

Spotify

Akashic Recordz on Facebook