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Mit gefletschten Zähnen und hasserfülltem Blick kreischt man Parolen, die sich hauptsächlich mit Dämonen, Korruption und Gewalt befassen, die Köpfe fliegen durch die Gegend, Haarmähnen peitschen nach links und rechts. Nein, das ist kein Remake von Friedkins Meisterwerk ,,The Exorcist” – Kreator spielt in Wien!
Kreator / Dimmu Borgir / Hatebreed / Bloodbath – Gasometer Wien 12.12.2018

Bei den Teutonic Thrash-Legenden regnet es Blut. Zeitweise von roten Papierfetzen umweht, wird die Setlist zum Besten gegeben, welche auf den ersten Blick gleich mit ganzen vier Titeln aus den jüngst veröffentlichten Alben ,,Gods Of Violence” (2017) daherkommt – die Mitkreisch-Granate ,,Satan Is Real” zusätzlich mit spektakulärer Feuer-Show. Gleichzeitig wird auch ausgiebig aus dem enorm umfangreichen Back-Katalog geschöpft: von den Old-School-Favoriten ,,Pleasure To Kill” und ,,Flag Of Hate” bis hin zu den 2000er-Thrash-Stampfern ,,Violent Revolution” und ,,Hordes Of Chaos” werden sämtliche Live-Blutgelüste der Kopfnickerbande befriedigt.

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Und die in hauptsächlich Schwarz gewandeten Wiener Horden? Die haben enormes Verlangen nach der Show. Bereits bevor Ventor, Sami und Mille überhaupt die Nase auf die Bühne strecken, wird lautstark zum Iron Maiden-Klassiker ,,Run To The Hills” mitgesungen. Als dieser dann endlich verstummt, das Licht gedimmt wird, die ersten Noten des Intro-Tracks durch die Halle klingen, ist man kaum noch zu bremsen: KRE – A – TOR, KRE – A – TOR, tönt es in Sprechchören durch die gut gefüllten Gasometer-Räumlichkeiten. Zu recht werden hier Vorschuss-Loorbeeren verteilt, denn was Mille und seine Grant-Granaten hier auf die Bühne bringen, kann sich sehen lassen. Der Frontmann krächzt sich in bester Stimmlage durch eine Nummer nach der anderen, Sami dreht der Gitarre den Hals um und Ventor drischt auf das Drum-Set ein, als wäre es etwas Persönliches. Die Halle vibriert vor Hass und Energie, man ist gewillt jedes Wort, das aus Petrozzas Kehle kommt, zu glauben – und im Idealfall lauthals mitzubrüllen. Satan is real, und Kreator ist zumindest heute seine Lieblingsband.

Nettes modisches Detail: Mille trägt das Cover-Design des 1982 erschienenen Debütalbums der US-Amerikanischen Hardcore Punk-Legenden Bad Brains am Shirt.
Bei all dieser Wuchtigkeit, bei der Zurschaustellung dieser ganz besonderen Fähigkeit Kreators, unglaublich harte Stücke, die dennoch Mitsing- und Eingängigkeitsqualitäten haben – und live daher umso besser wirken-, ist es dann auch egal, dass man während ,,Gods Of Violence” den Inhalt eines halbvollen Bierbechers direkt ins Gesicht bekommt. Das trocknet bei den Flammensäulen, die ,,Satan Is Real” begleiten, direkt wieder. Möchte man auf Nummer sicher gehen, lässt sich die von Feuchtigkeit triefende Mähne direkt in einem der Moshpits, die sich immer wieder auftun, ausschütteln – den penetranten Biergeruch übertünchenden Schweiß gibt es inklusive.

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Unterstützung auf der European Apocalypse-Tour liefern Dimmu Borgir, Hatebreed und Bloodbath. Allesamt wohlbekannt in ihren respektiven Szenen bespielen Bloodbath die Gewölbe mit hartem Swedish Death Metal, Hatebreed mit US-Hardcore. Die Norweger Dimmu Borgir, rund um Gitarrist Silenzo und Frontmann Shagrath, bringen passend zu dem äußerst kalten Monat, mindestens ebenso kühle Symphonic Black Metal-Klänge mit. Blastbeats und Growls alternieren mit erhabenen Synth-Melodien, die sogar einen Hauch von Gothic mit sich bringen. Die Schwarzmetaller-Setlist setzt sich hauptsächlich aus dem Output der ,,In Sorte Diaboli”-Ära (2007) zusammen. Der älteste Song der Show, ,,Mourning Palace”, der Öffner der hervorragenden ,,Enthrone Darkness Triumphant”-Platte (1997), wird zum Abschluss geboten.