Man kennt Antrue unter anderem als Mitglied vom Da Staummtisch oder den TRR Allstars. Sein im Herbst kommendes Debütalbum Anti erscheint natürlich auch über Tonträger Records. Nun präsentiert er uns die erste Singleauskopplung daraus. Amelie ist passend zum Albumtitel eine kritische Nummer, die aber durch eine sommerlich gehaltene Produktion von Chill Ill durchaus radiotauglich daherkommt.
Chillige Beats – deutliche Kritik – feiner Flow
Antrue präsentiert uns mit Amelie einen Track der vor durchdachter Gesellschaftskritik nur so strotzt. Der fabelhafte Name des Liedes passt zu den Fantasiewelten, die wohl manche in ihren Köpfen noch herumtragen. Eine gut gewählte Single als Erstauskopplung für ein Album, das auf den Namen Anti hören wird. Durch den mit Instrumentalsamples besetzten Beat von Chill Ill wird die Nummer stark in das Reggae-Segment gezogen. Die Message flowt leichtfüßig daher. Ein bisschen, als würde man sich beim Schwimmen oder draußen beim Chillen mit Freunden über das Übel der Welt unterhalten.
Antrue wechselt darauf zwischen straightem Rap und langgezogenen Reggae-Betonungen, die wiederum versöhnliche Töne einschlagen. Von genau dieser Ausgeglichenheit lebt die Nummer. Zur weiteren Abrundung dient die Hook, welche hier durch Harmonie und Melodie besonders hervorsticht. Was mir dabei gut gefällt ist, dass sie nicht übermäßig ins Kitschige wie bei manchen Reggae-Nummern kippt. Denn die Message und der Inhalt sind von Anfang bis zum Ende präsent und deutlich kommuniziert.
Singleauskopplung, Album folgt
Zu den Hardfacts von Amelie: Ehre wem Ehre gebührt. Wie oben erwähnt, ist für die großartige Beatproduktion hier Chill Ill verantwortlich. Sowohl stiltechnisch als auch im Bereich des Stimmklanges harmonieren Rapper und Producer sehr gut miteinander. Ebenso wird Chill Ill auf dem kommenden Anti Album für einen Großteil der Beats verantwortlich sein. Man darf also auf die weitere Kollaboration gespannt sein.
Aufmerksamen Hörern wird in der Hook sofort die zweite Stimme auffallen, hierbei handelt es sich um Stellavie. Die zweite Stimme funktioniert wunderbar im Sinne des Tracks. Das Gemeinschaftsgefühl, welches bereits durch den harmonischen Beat geweckt wurde, wird durch die leicht gesungene, mehrstimmige Hook weiter verdichtet.
Fürs Abmischen und Mastern des Songs war Brx verantwortlich. Die sehr gelungene Videodarstellung wurde hier von Kensee übernommen. Gerade hier wurde mit viel Detailliebe eine ergänzende Darstellung geschaffen. Insgesamt eine sehr runde Sache, sowohl musikalisch als auch optisch.
Die wunderbare Welt der Amelie
Zu Beginn nimmt uns Antrue auf eine Rundreise mit, bei der Konsumgier und Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft kritisch beschrieben werden. Das Ganze passiert auf eine sehr lockere und unverkrampfte Art und Weise. Produktionsverhältnisse und Bildschirmzeiten werden thematisiert, Vorbildfunktionen hinterfragt. Durch die Abwechslung von schönen Überbetonungen und schnellen Wortketten kommt bei dem Track keine Langweile auf.
Der typische Spannungsbogen zwischen Früher und Heute wird, auch vom Video optisch unterstützt, bedient. Das Hucky Shirt passt da wie die Faust aufs Auge. Jedoch geht’s hier nicht um oberflächliches Aufzählen von Ereignissen. Der Werteverfall, den der Künstler hier wittert, wird ausführlich beschrieben. Es geht durchaus also auch in die Tiefe.
Antrue verbeißt sich beim Rappen nicht zu sehr in das Thema, wodurch er seine Lockerheit nicht verliert. Dadurch, dass er sich in seiner Erzählweise nicht verrennt, bleibt der rote Faden während des gesamten Tracks aber dennoch deutlich präsent.
Fm4 Heavy Rotation
Die inhaltsstarke Nummer wird, wie bereits erwähnt, durch die wunderbare Hook zusätzlich getragen. Der Track ist für alle Menschen, die Message-Rap mögen, eine Pflichtnummer für die Playlist. Ebenso werden die Reggae affinen unter uns dem Lied etwas abgewinnen können. Und die alten sowieso. Ich halte ihn bereits jetzt als heiße Empfehlung für die Heavy Rotation der Kollegen bei FM4 und denke, die Nummer wird uns noch bis zum Albumrelease begleiten.