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Wie kaum ein anderer enthüllt Josef Hader die österreichische Seele auf der Bühne und vor der Kamera: Als Kabarettist, Schauspieler, Autor und zuletzt auch als Regisseur. Delay Magazine hat sich mit dem österreichischen Publikumsliebling getroffen und mit ihm über seine Person, seine Idole und seine Einschätzung zur politischen Lage in Österreich gesprochen.

Josef Hader im Interview

Worüber kann Hader lachen?

Über vieles! Auch unkorrekte Dinge, wie Schadenfreude.

Hast du Vorbilder was Comedy betrifft?

Im Kabarett Helmut Qualtinger. Im Comedybereich Lenny Bruce.

Wer hatte in deiner Kindheit großen Einfluss auf dich?

Meine Großeltern. Mein Großvater hat mir sehr, sehr lustige und ein bisschen ordinäre Geschichten erzählt. Meine Oma hat mir über die Heiligen erzählt und mit mir gebetet. Beides war sehr hilfreich. (lacht)

Josef Hader

Josef Hader

Deine erste Liebe?

Das war in der Volksschule glaube ich.

Und hast du es ihr gestanden?

Nein. Ich habe das mit dem Gestehen erst ganz spät geschafft. Über eineinhalb Jahrzehnte sind die Lieben nie gestanden worden. Aber ich war dauernd verliebt. Manchmal denke ich mir, dass der Liebeskummer besser ist als Liebe. Es ist ein sehr starkes, schönes Gefühl und man wird nie enttäuscht.

Wann hast du gemerkt, dass du ein kreativer Mensch bist?

Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass ich anders bin und am Bauernhof wollte ich nie arbeiten. Ich wollte immer lesen und nie mit den Kindern spielen. Ich habe mir immer mit anderen schwer getan und habe mich während der Pubertät sozialisiert.

Kirche und Hader –  wie ist da der Beziehungsstatus?

„Ich glaub ned“, aber ich zahl den Kirchenbeitrag. Es ist eine Art schizophrene Haltung. Ich zahl den Beitrag vor allem wegen der Caritas und ein paar sehr netten Leuten, die Pfarrer sind und die ich kenne. Mein persönlicher Glaube ist leider im Zuge des Erwachsenwerdens verloren gegangen.

Wann hast du das letzte Mal gebetet und für was?

Als Kind wahrscheinlich. Da ist wahrscheinlich etwas Schlimmes passiert, weil ich habe als Kind viel Angst gehabt.

Wenn du stirbst, wo möchtest du begraben werden?

„Is ma wurscht“  (lacht)

Indien ist einer meiner österreichischen Lieblingsfilme. Was verbindest du bis heute mit diesem Film?

Die Freundschaft zum Alfred Dorfer, weil das eine lebenslange Freundschaft und er ein ganz feiner Mensch in meinem Leben ist.

Josef Hader

Josef Hader

Welchen Film kannst du dir immer wieder anschauen?

French Connection mit Gene Hackman. Wahrscheinlich versuche ich dauernd Gene Hackman zu spielen, so einen trotzigen Mann. (lacht)

Könntest du etwas über die jetzige Regierung und ihre Taten sagen?

(lacht bei der Frage)

Ich bin nicht dafür. (lacht weiter) Ich akzeptiere, dass die Regierung demokratisch gewählt worden ist, aber ich mache den Mund auf, wenn Dinge passieren, die mir gegen den Strich gehen.

Ich habe irgendwo gelesen, dass die Künstler nicht schweigen sollten, dass sie diesen Luxus gar nicht mehr haben.

Nicht nur der Künstler, sondern jeder Bürger und jede Bürgerin sollten sich laut äußern, wenn ihnen etwas nicht passt. Genauso, wenn sie etwas befürworten, weil dann die Demokratie bleiben wird. Wenn eine große Mehrheit das nicht mehr macht, dann wird Demokratie irgendwann durch etwas anderes ersetzt werden. Es ist kein Luxus, oder etwas Tolles was nur Künstler machen sollten, sondern es ist eine Frage des Überlebens als Bürger einer Demokratie den Mund aufzumachen. Demokratie ist nicht wie Atemluft, die immer da ist, egal was man macht. Die bleibt nur, dass wir uns für sie engagieren.

Wir dürfen nicht leichtfertig mit Dingen umgehen, die uns viele Jahre jetzt davor bewahrt haben, dass es zu Krieg oder zu gesellschaftlichen Auseinandersetzungen kommt. Man muss wirklich denen aktiv entgegentreten, die mit Hass versuchen, erfolgreich zu sein.

Sollte man den Dialog zu Andersdenkenden suchen?

Ich bin ganz stark für den Dialog. Jedes Gespräch, das ich mit Menschen, die eine ganz andere politische Meinung hatten, geführt habe, hat nie damit geendet, dass man sich überzeugt hätte. Aber es gab nie Hass, wenn man wirklich miteinander geredet hat. Der gegenwärtige Dialog arbeitet dagegen, weil er sich meistens nur im Netz abspielt, in den Blasen, wo sich die Leute gegenseitig bestärken, oder in den Postings, wo die Leute aneinander vorbeischimpfen.

Wenn du die Möglichkeit hättest dem jungen Josef etwas zu sagen, was wäre es?

Es ist alles halb so wild. (lacht)

Danke für das Gespräch.

Infos und weiterführende Links

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