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In der Kulturbackstube “die Bäckerei” in Innsbruck läuft derzeit eine Ausstellung rund um das Thema Musikkassette. Ein Ausflug in die Vergangenheit längst vergessener Bänder.

Nach dem Vinyl-Hype feiert nun ein weiteres längst totgeglaubtes Medium sein Revival: Die Musikkassette ist zumindest in Innsbruck für einen Moment lang wieder im Rampenlicht. Betritt man dieser Tage den Austellungsort die Bäckerei, erklingt feinster Rap-, Rock und Cosmicmusik aus den Boxen. Natürlich stilecht auf Tape. Die Ausstellung „Tapes, Kassetten + K7“ zeigt die Innsbrucker DJ-Mixtape Geschichte. Die Banddemos, Leerkassettendesigns und uralten Abspielgeräte gewähren Einblick in ein verstaubtes Kapitel österreichischer Musikgeschichte. Kuratiert wurde die Ausstellung vom DJ und Musikliebhaber Albi Dornauer.

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„Tapes, Kassetten + K7“

Eine dort präsentierte Sammlung an Leerkassetten-Designs zieht mich magisch an. Das Konsumieren von Musik mittels Audio-Kassetten hat etwas Nostalgisches. TDK, Philips, BASF, oder AGFA – verschiedenste Marken in unterschiedlichsten Designs füllen als Kollage einen alten, goldenen Zierrahmen aus. Schön gestaltet sich auch die Fliesenwand mit den Fotos von Albis Reisen. Darauf zu sehen sind Tapeshops ferner Länder, in denen die Kassette immer noch ein alltägliches Medium ist. Aus einer der Schauwände kommt plötzlich der Kurator selbst hervor und begrüßt mich. Voller Stolz zeigt er mir den Kassetten-Wurlitzer C112, den er damals vor zehn Jahren bei eBay ersteigert hat und noch kurz vor der Ausstellung reparieren ließ. Ein Museumsstück, das heute noch einen ausgezeichneten Klang besitzt. Einzigartig ist auch die Walkman- Sammlung, die in einen historischen Querschnitt der mobilen Musikwiedergabegeräte präsentiert. „Es ist ein bisschen wie beim Comeback der Vinyl-Platten“, meint Albi Dornauer. Immer mehr kleine Labels beginnen damit, Kassetten-Editionen in Produktion zu geben. Allerdings sind heute neue Kassetten Mangelware und heiß begehrt. Besonders aufwendig gestaltet sich eine zwei mal vier Meter große Musikkassette aus Stahl, verkleidet mit Tapes unterschiedlichster Interpreten und Farben. Dieser Koloss wurde vom Schlosserprofi Michael Gassebner extra dafür angefertigt. Die Kosten für das Projekt bekam Albi durch eine Förderung der Innsbrucker Stadt_Potenziale finanziert. Ein weiteres Gustostück sind lokal produzierte Vorläufer des Podcasts. Die damaligen Ausgaben der „SFI Kassettenzeitung“, konnte man abonnieren und sich nach Hause schicken lassen.

Doch nicht alle haben damals Gefallen an der Musikkassette gefunden, wie Albi erzählt. Die Musikindustrie hat mit Initiativen wie, “Home Taping Is Killing Music“ versucht, die Menschen vom Überspielen von Tracks und Alben abzuhalten. Was man auch mit dem heutigen CD-Brennen oder Downloads vergleichen kann.

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Die Musikkassette (Geschichte)

Auf der Internationalen Funkausstellung 1963 wurde sie als Wunderwerk der Audiotechnik vorgestellt. Der Elektronikkonzern Philips stellt ein kleines Plastikding vor – den „Taschen Recorder 3300“. Knapp 20 Jahre später kommt 1979 der erste Sony-Walkman auf den Markt. Es entsteht ein regelrechter Hype unter den Teenagern, die mit Kopfhörern im Ohr tanzend durch die Straßen hüpfen. Doch die Kassette diente nicht nur der Musik allein. Als Speichermedium für Daten und Programme wurde die „Datasette“ genützt. Jedoch konnte sich auch diese Entwicklung durch die schlechte Performance im Alltag nicht lange halten und ebnete dadurch den Weg für die Floppy Disc. Den Höhepunkt erlebt das Tape 1994, als in den USA 438,9 Millionen Kassetten verkauft werden. Danach bekam die Musikkassette Konkurrenz von der Compact Disc. Mit der Erfindung des CD-Brenners wurde das endgültige Ende der Musikkassette eingeleitet. Heutzutage sieht man Musikkassetten nur noch am Flohmarkt oder bei Mama und Papa am Dachboden. Was mit der modernen, digitalen Technologie nur ein paar Klicks bedarf, wird heute mit der Audio-Kassette zum musikalischen Erlebnis der Sinne.

Die Ausstellung zeigt sehenswerte Raritäten der Musikgeschichte rund um das Thema Leerkassetten. Darunter sind auch einige Fundstücke längst vergessener Zeit zu entdecken. Auch die damaligen Abspielgeräte wie beispielsweise der Wurlitzer C112 oder der zweite Sony Walkman lassen einen an die gute alte Zeit denken. Albi Dornauer, der ein Händchen für Musikschätze hat, lässt ein längst vergessen geglaubtes Medium wieder hochleben.

Die Ausstellung „Tapes, Kassetten + K7“ läuft vom 24.5. – 5.06. in der Bäckerei in Innsbruck.

Infos und weiterführende Links

Radiobeitrag (Freirad 105,9 Mhz):  von Roberta Hofer fürs Hörlabor, über die Austellung „Tapes, Kassetten + K7“  . Im Gespräch mit Albi Dornauer.

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