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Sonntag 10 Uhr morgens. Die Sonne macht sich heute nicht die Mühe zu erscheinen und es beehrt uns lieber leichter Nieselregen aus den Wolken. Auf meinem Weg zum Hotel Adlers in Innsbruck, wo ich die Reuttener Formation Sorrow Down  treffen werde, läuft mein MP3-Player auf Anschlag. Donnernde Drums, die an Power und Tightness schwer zu überbieten sind, vermählen sich rabiat mit schneidenden Basslines, die jedes Samuraischwert zum Buttermesser degradieren. Die Vocals singen, schreien und knurren sich – unterstützt von erfrischend ausgefallenen Gitarrenriffs – in die Gehörgänge jener, deren Ohren mal wieder von sämtlichen Einheitsbrei freigeblasen werden müssen. Emperidom, der aktuelle Output von Sorrow Down , schüttelt die Muren von den Allgäuer Alpen und wirft die Frage auf, was denn hinter den Kulissen der im Oktober 2015 gegründeten Band so passiert.

© Sorrow Down 2017

Von links: Florian Keiner, Ronny Lechleitner (Tschuni) und Alexander Wagner sind Sorrow Down.

Wie habt ihr euch kennengelernt?

Flo und Tschuni spielten früher schon gemeinsam bei Amberfish und A-Cross und waren bereits ordentlich am touren. Alex und Tschuni lernten sich später in einer gemeinsamen Coverband kennen.

Inwieweit hat dieser musikalische Background Einfluss auf euer aktuelles Schaffen?

Im Prinzip nimmt alles Einfluss auf dein musikalisches Schaffen. Egal ob du Volksmusik, Covers, Jazz oder derben Metalcore spielst. Trotzdem haben unsere früheren Bands keinen Einfluss auf den Sound von Sorrow Down.

Wie arrangiert ihr euch untereinander in Bezug auf das alltägliche Bandgeschäft?

Wir haben eine fixe Aufteilung in der Band. Die meisten Songkonstrukte kommen von Tschuni und werden dann gemeinsam ausgearbeitet. Tschuni ist auch der Grafiker der Band.
Alex kümmert sich um die Gigs, ist der Ansprechpartner und bearbeitet die ganze Bandbürokratie. Flo ist unser Soundmann. Er ist ja ausgebildeter Toningenieur und hat sein eigenes Studio. Was uns allerdings am meisten verbindet ist eine tiefe Freundschaft und die pusht uns gleichzeitig, das Maximum aus unserem musikalischen Können herauszuholen. Beim arrangieren und Songwritingprozess bilden wir eine absolute Einheit und kommunizieren auch alles aus. Niemand spielt etwas was ihm nicht gefällt.

Und euer aktuelles Album „Emperidom“ wurde in Flo´s Studio aufgenommen?

Genau! Flo macht da wie gesagt den Löwenanteil wenn es ums Mixing bzw. Mastering geht. Wir sind einfach gern unabhängig und möchten dementsprechend auch unsere musikalischen Zügel selbst halten. Grundsätzlich sind wir drei Freunde, die geschlossen Sound machen und daher kann man wohl sagen, dass unser künstlerischer Output zu 100% ungefiltert Sorrow down ist. Das würden wir auch gerne so belassen. Würde jetzt allerdings mal ein wirklich guter Produzent vor der Türe stehen wären wir aber sicher auch nicht abgeneigt.

Der Bass ist sehr bissig gemixt und gibt den Tracks noch einen akzuentierteren Punch. War das die Idee dahinter?

Absolut, wir mögen die rauhere Schiene sehr gern und Flo wollte ihn genau so haben. Bei Across hat er damals noch Gitarre gespielt, aber das witzige ist, dass er eigentlich DJ ist und erst jetzt so richtig auf den Geschmack von Saiteninstrumenten gekommen ist. Außerdem harmoniert sein Stil und Setting optimal mit Alex´drums.

Was steckt hinter dem Titel Emperidom? Bzw. wie bezieht er sich auf den thematischen Inhalt?

Es ist ein Fantasiewort, welches sich aus mehreren Worten zusammensetzt. Da kann jeder hineininterpretieren was er will. Wisdom, Imperium  etc… Da sollte man sich keine Grenzen setzen. Thematisch gibt es für uns keinen Konsenz. Er hat uns allen gefallen und wir schätzen Texte bzw. Titel speziell dann, wenn man in ihnen eine bestimmte Wortästhetik wiederfindet.

Wie unterscheidet sich Emperidom zu eurer ersten EP?

Unsere erste EP war noch eher eine Versuchsstrecke mit Songs die eigentlich etwas auseinandergehen. Emperidom (erschienen am 22. Juli 17) ist Sound,-und Songwritingtechnisch um einiges komprimierter und tighter. Wir kommen unserem Sound immer näher. Es ist auch schon eine weitere EP in Planung.

Ihr habt eine Vorliebe für EP´S?

Der Vorteil ist, dass man im Endeffekt jedes Jahr eine veröffentlichen kann. Ein Album dauert oft schon etwas länger.

Der Track „Diary of a Mayfly“ ist eigentlich der lockerste und gleichzeitig der ironischste auf Emperidom. Wie kommt das?

Es ist ein Herausbrechen unseres klassischen Songwritingprozesses, weil wir die Nummer zusammen geschrieben haben. Zu diesem Song ist auch ein Video geplant wo wir uns dann selbst mal ordentlich auf die Schippe nehmen. Drehort wird Augsburg und wir haben schon ein fixes Kamerateam am Start.Der Track ist aus dem Blickwinkel einer Band geschrieben. Also einer „Eintagsfliegenband“. Mit diesem Hintergrundwissen wird der Text eigentlich noch etwas witziger. Heutzutage ist Musik ja oft nur noch ein schnelles Konsumgut, das am Reisbrett entworfen wurde. Herkömmliche und kommerziell leicht verdauliche Melodien sind eine Sache von der wir uns lieber abgrenzen. Der Opener „Going left“ basiert eigentlich auf dieser Abgrenzung. Den unabhängigen Weg gehen. Irgendwie dreht sich die ganze Gesellschaft und deren Konzept immer nach rechts. Darum „Going left is the right way“.

Kann man den Song  evtl. auch als ein politisches Statement verstehen?

Weniger… wir sind keine politische Band.Tschunis Texte drehen sich eher um alltägliche Sachen wie Liebe, Hass, innere Dämonen….

(Anmerkung) Tschunis Töchter gesellen sich just in diesem Moment zu uns an den Tisch und ich lasse mir die Frage nicht nehmen wie sie es denn finden, dass der Papa Musik macht?

Super! Sind wir schon gewohnt.

Wie lässt sich das Musikmachen mit der Elternrolle vereinbaren?

Problemlos. Ich nehme mir immer Zeit für die Mädels und das Tolle ist, dass sie durch unsere Band immer wieder neue interessante Menschen kennenlernen.

Man findet von euch auch recht ruhige Akustiktracks im Netz. Wird es mal ein rein akustisches Album von euch geben?

Wir haben zwar schon ein paar Akustikgigs gespielt, möchten aber schon beim Rock bleiben.

Tschuni, du bist ja Gitarrist und Sänger. Siehst du dich mehr als das eine oder andere?

Tatsächlich wollte ich ursprünglich einen eigenen Sänger für Sorrow Down, aber meine Bandkollegen fragten, ob ich denn spinne und haben mich sozusagen demokratisch dazu gezwungen! Anfangs habe ich mir das auch gar nicht zugetraut, habe aber immer mehr gefallen daran gefunden und sehe mich mittlerweile sogar mehr als Sänger. Ich bin Alex und Flo sehr dankbar, dass sie mich dabei immer unterstützt haben. Die Gitarre hat für mich mittlerweile mehr eine Begleiterrolle. Allerdings wird die Stimme bei uns auch als „Instrument“ gehandhabt.

Dein Gitarrenstil ist aber trotzdem sehr unkonventionell. Woher kommt das?

Ich mache schon seit 25 Jahren Musik und war schon immer in vielen Genres zuhause. Natürlich hatte ich immer eine Vorliebe für Metal. Also genaugenommen extremeren Metal. Speziell haben mich da die 90er beeinflusst. Machinehead, Manson, Pantera, oder auch KoRn zum Beispiel.   Grunge a´la Stone Temple Pilots, Nirvana und Alice in Chains hab ich auf und ab gehört. Lane Staley und Jerry Cantrell auf der Gitarre waren einfach immer großartig.

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Ist dir die eigene Interpretation des Höhrers in Bezug auf die Lyrics wichtig?

Das ist das eigentliche Ziel meiner Texte, sie inhaltlich so allgemein zu schreiben, dass jeder sämtliche Interpretationsfreiheiten hat. Das ist mir sehr wichtig.

Wie sehen eure Zukünftigen Pläne aus?

Einige Konzerte in Wien, Graz und Linz! Wir schauen immer nach vorne und sind total motiviert. Wie gesagt, die nächste EP ist schon wieder in der Mache. Wir stellen Alben bzw. EP´s immer nach dem Ausscheidungsverfahren zusammen. Es wird sich noch ergeben, ob es diesmal, auch wenn ich Konzeptalben mittlerweile als etwas überbewertet empfinde, in eine konzeptuellere Richtung geht. Es wird sich zeigen.

„Confidence“ der letzter Track auf der EP, hat sich für mich ein bisschen als Open End-Track herausgefiltert. War das bewusst?

Nicht wirklich. Er hat für uns einfach von Anfang an wie der letzte Track auf der EP angehört.

Habt ihr eigentlich eine klassisch musikalische Ausbildung genossen?

Nein, wir waren immer mehr Gefühlsmusiker. Wenn man sich zu sehr „auskennt“, fängt man an konventionellere Musik zu machen und das wollen wir definitiv nicht. Originalität ist uns sehr wichtig. Wir wissen eigentlich selbst nicht einmal wie man unsere Musik kategorisieren kann.

Habt ihr noch einen Tip für  junge Bands?

Messt euch nicht! Bleibt so ehrlich wie möglich, kopiert nicht und seid individuell. Das ist das wichtigste.

Vielen Dank für das Gespräch!